Handwerk Special Nr. 177 vom 22. Februar 2014 - page 21

Herausragendes Engagement von Handwerkern – Bildungsmodell
21
Nr. 177
22. Februar 2014
Montessori
Verschiedene Schul- und Bildungsprojekte unter einem
Dach – das hat für die Handwerkskammer (HwK) Koblenz seit
Jahrzehnten Tradition, gerade im Bereich der Pädagogischen
Anlaufstelle. In einem Teil des Pädagogischen Zentrums
in der Koblenzer David-Röntgen-Straße 10 wird nun eine
neue Grundschule eingerichtet. Träger ist die Initiative Freie
Montessori-Schule Koblenz, die Unterrichtsräume bei der
HwK anmietet.
Vera Nickel und Eva Pfitzner stellten jüngst bei der HwK die
Pläne zur neuen Grundschule in Koblenz vor, die am 8. Septem-
ber mit dem ersten Schultag den Unterrichtsbetrieb aufnehmen
soll und sich am Lehrplan Rheinland-Pfalz orientiert. Im Vorfeld
gibt es einige Informationsveranstaltungen, so am 1. März einen
Tag der offenen Tür im neuen Schulgebäude sowie am 11. März
einen Eltern-Informationsabend. Dabei stellen die Initiatoren die
Geschichte und Planungen von Montessori in Koblenz vor und
gehen auf Inhalte und Perspektiven ein. Für Vera Nickel und
Eva Pfitzner sind mit dem Standort unter dem Dach der HwK
und der Unterstützung durch die Stadt Koblenz wichtige Voraus-
setzungen erfüllt, um mit dem Schulbetrieb beginnen zu können.
Ein entsprechender Schulantrag ist gestellt. „Unser Konzept
bietet mehr Räume für die Schüler bei der Entscheidung, was sie
in welchem Umfang und in welchem Kontext lernen wollen. Im
Mittelpunkt steht das Motto: Hilf mir, es selbst zu tun!“
Die Stadt Koblenz mit Kulturdezernet Detlef Knopp unterstützt
das Projekt und sieht darin eine Bereicherung des Bildungsstand-
ortes. Auch die Nähe zur Handwerkskammer mit ihren Aus- und
Weiterbildungsprogrammen ist ein Plus, „denn die Schüler
können so auch Einblicke in die Praxis erhalten und wissen, wie
eine Werkstatt aussieht und was man dort alles machen kann.“
Inhaltlich schlägt auch die HwK eine Brücke zu den Plänen
von Montessori: „Seit 40 Jahren bieten wir an diesem Standort
zielgruppenorientierte Lerninhalte und Sonderleistungen, um
junge Menschen fit für die Zukunft zu machen“, erklärte Mi-
chael Wallwey, Leiter des Pädagogischen Zentrums. Mit letzten
Handgriffen wird nun die Einrichtung und Ausstattung der künf-
tigen Unterrichtsräume optimiert, dann präsentiert sich das neue
Schulprojekt unter dem Dach des Pädagogischen Zentrums für
seine künftigen Nutzer von der allerbesten Seite.
Neue Grundschule startet am 8. September
Stille Dankbarkeit berührt
„Es ist die stille Dankbarkeit
der Menschen, die mich tief
berührt und immer wieder an-
treibt“, so Augenoptiker-
meister Carlo Wagner
aus Koblenz. Der
62-Jährige unter-
stützt mit Mate­
rial und seinem
Know-how seit
über 30 Jahren
Hilfsorganisatio­
nen weltweit.
Augenoptikermeister Wagner unterstützt Hilfsprojekte weltweit
Wagner Brillen-Beratung, Koblenz
Gegr. 1980 | 5 Mitarbeiter | Augenprüfraum, Werkstatt, Brillen |
Tel. 0261/ 91 56 60 |
sind voll funktionsfähig und
einsatzbar“, betont er. Bei sei-
nem jüngsten Aufenthalt in dem
westafrikanischen Land ging es
für denKoblenzer in erster Linie
um eine Bestandsaufnahme,
Instandsetzungen in der Werk-
statt und die Koordinierung und
Optimierung der Arbeitsabläufe
derdreiMitarbeiteramOrt.Auch
wurden einzelne Mitarbeiter
individuell geschult.
Auf der Suche
nach Schrauben
Carlo Wagner, Inhaber von
Wagner Brillen-Beratung in
Koblenz, flog gemeinsam mit
zwei Augenärzten nach Kame-
run. „Die Ärzte hatten Medi-
kamente und spezielle Linsen
dabei. Zusammen waren wir mit
160KilogrammGepäck imWert
von25.000Eurounterwegs. Un-
sere persönlichen Sachen hatten
wirimRucksackalsHandgepäck
dabei“, sagt er. In der Werkstatt
kümmerte er sich um kleinere
Reparaturen oder organisierte
Handwerker. Am Herzen lag es
ihm, die in Ghana ausgebildeten
Mitarbeiter in Sachen Hygiene
und systematischer Lagerung
von Verbrauchsmaterial zu be-
raten und anzuleiten. „Ich biete
meine Hilfe an, diktiere aber
nichts. Die Bedingungen sind so
ganz anders und für unsere Le-
bensverhältnisse unvorstellbar.
Das fängt bei einfachen Schrau-
ben,MutternundGlühbirnen an,
dieman auf den lokalenMärkten
vergeblich sucht“, soWagner. Er
weiß, dass von Deutschland aus
noch vieles organisiert und mit
einem nächsten Hilfstransport
in Containern nach Kamerun
geschickt werden muss.
Unvergessliche
(Augen-)Blicke
„Die Einheimischen warten
geduldig in langen Schlangen
auf eine Behandlung“, weiß
Wagner. Er kennt das auch
von ehrenamtlichen Einsätzen
2011 in Marokko und 2008 in
Indien. Hier war er mit anderen
Fachleutenunterwegs,umarmen
Menschen zu besserem Sehen
zu verhelfen. „Bis zu 2.300 Per-
sonenproTagbekamen in Indien
eine passende gebrauchte oder
individuell angefertigte Brille“,
erinnert er sich. Mehr als 45.000
Brillenfassungen und eine Viel-
zahl von Brillengläsern hatten
die Helfer damals dabei. „Eine
Frau hatte minus 18 Dioptrien
und war fast blind. Die fachge-
rechte Versorgung zauberte ihr
ein Leuchten in die Augen. Das
hat mich tief bewegt. So etwas
vergisst man nie“, bekennt der
Augenoptikermeister.
Zwischen der Werkstatt von
Carlo Wagner in Koblenz und
der in Nkongsamba in Kamerun
liegen Welten. „Wenn ich von
meinen Aufenthalten aus der
Dritten Welt zurückkehre, wird
Erst kürzlich war
er in Kamerun und
besuchte dort eine
Optikerwerkstatt,
die er und seine
Frau Ursula für ei-
ne Augenklinik in
Nkongsamba ge-
stiftet haben. Im Gepäck hatte
er neben Brillenfassungen auch
Ersatzteile undWerkzeug, einen
Probiergläserkastenmit Probier-
brille sowie Sehzeichenprojek-
toren. Die dafür notwendigen
Halterungenwurdennachseinen
Vorgaben inderMetallwerkstatt
derHandwerkskammerKoblenz
angefertigt.
„Dr.ElisabethHerz,eineAugen­
ärztin aus Mainz und Leiterin
der Klinik mit Optikbereich, ist
eineBekannte vonmir. Seit über
25 Jahren lebt Sie in Kamerun.
Sie hat mich um Unterstützung
im speziellen Fall gebeten. So
habe ich begonnen, Fassungen
undGläser zusammen zu tragen,
Geräte kamen später dazu“, er-
zählt der Augenoptikermeister.
„Wir entsorgen in Afrika aber
keinen Müll, unsere Hilfsgüter
Eine stille Dankbarkeit spricht aus den Gesichtern der jungen Ka-
meruner, die auf dem Weg zu besserem Sehen sind.
Foto: privat
Der Koblenzer Augenoptikermeister Carlo Wagner hat
der aus Mainz stammenden Augenärztin Dr. Elisabeth
Herz in Kamerun einen Probiergläserkasten mit ent-
sprechender Probierbrille mitgebracht.
Foto: Privat
mir erneut klar, wie wichtig und
sinnvolldieArbeitderHilfsorga-
nisationen ist.Deshalbwerde ich
weitermachen!“AlsGründungs-
mitglied des Koblenzer Lions
Clubs Sophie La Roche fühlt
er sich dieser Idee besonders
verbunden. „Seit 1925 widmen
sich die Lions der Bekämpfung
undVerhütungvonAugenkrank-
heiten und Blindheit“, erklärt er.
Vera Nickel, Kulturdezernent Detlef Knopp, Micha-
el Wallwey und Eva Pfitzner stellen das Montesso-
ri-Grundschulprojekt unter dem Dach der HwK vor.
1...,10,11,12-13,14,15,16,17,18,19,20 22,23,24,25
Powered by FlippingBook