Handwerk Special Nr. 177 vom 22. Februar 2014 - page 11

Steinmetzen: Ein altes Handwerk modern ausgestaltet
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Nr. 177
22. Februar 2014
Bau deine Zukunft!
Das Steinmetzhandwerk gehört zu den ältesten Berufen der
Menschheit. Ohne Steinmetze gäbe es keine Pyramiden in
Ägypten, keine Steinbüsten von römischen Kaisern, keine
Säulen oder Kreuzblumen am Kölner Dom. Mit Stolz bli­
cken Steinmetze auf ihre Geschichte zurück, passen sich
dabei aber auch den professionellen Anforderungen der heu­
tigen Zeit an. Räumliches Denken ist unerlässlich im Stein­
metzhandwerk. Computer helfen dabei, Ideen in genaue
Pläne und Zeichnungen umzusetzen. Ohne eine Vorliebe
für Mathematik funktioniert das nicht. Trotz maschineller
Hilfen erfordert das Steinmetzhandwerk immer auch Kraft­
anstrengungen. Und den Umgang mit den traditionellen
Werkzeugen in der Hand. Die eigene Kreativität macht aus
einem Stein ein unverwechselbares, einmaliges Werkstück.
Mehr Infos unter
Technik gepaart mit
Kreativität
Wer an ein Puzzle mit
mehreren Tausend Teilen
herangeht, zählt nicht
nur zu den Könnern, ihn
zeichnet Leidenschaft
aus. Diese Voraussetzun­
gen braucht auch, wer
einen Fußboden aus Stein
„puzzlet“ – wie kürzlich
Steinmetz- und Steinbild-
hauermeister Bernd Be-
cker mit seinen Leuten.
Puzzle-Unterlage waren die
Fußböden imRezeptionsbereich
des Kurhotels Häcker in Bad
Ems. „Für die mehr als 3.000
Einzelteile der Bodenmosaike
haben wir sechs Materialien
verarbeitet, imHotelmitAnmel­
dung, BädernundAusstattungen
insgesamt etwa 25 verschiedene
Arten von Granit, Marmor,
Kalkstein und Onyx“, erläutert
der 45-jährige Unternehmer.
Das eigene CNC-Bearbeitungs­
zentrum reichte dafür nicht
aus, zum Einsatz kam auch
die Wasserstrahlschneidanlage
eines Partnerbetriebes. „Und
natürlich viel Handarbeit beim
Polieren der Kanten oder dem
eigentlichen Verlegen. Solche
Aufträge, die Kreativität und
Technik vereinen, zählen zu
denSternstundendesSteinmetz­
handwerks!“
Solch exponierte, öffentlich
zugängliche Nachweise des
handwerklichenKönnens bringt
natürlich nicht jeder Tag mit
sich. Der Anspruch bleibt aber
der gleiche – auch in Küche
oder Bad des Einfamilien­
hauses. Dort hinterlässt die
„Naturstein-GalerieBecker“ aus
derKreisstadt Simmerngenauso
gerne ihre Visitenkarte. „Die
Gestaltungsmöglichkeiten sind
unbeschränkt. Jeder Stein ist in
seiner Struktur und Maserung
einzigartig und daraus schaffen
Steinerne Wohnraumgestaltung von Meister Bernd Becker und seinem Team
Naturstein-Galerie Becker, Simmern/Hunsrück
Gegr. 2001 | 10 Mitarbeiter | Küchen, Bäder, Treppen, Bodenbeläge,
Grabdenkmäler | Tel. 06761/ 2535 |
wir Unikate von hoher Wertig­
keit für den Wohnbereich. Das
macht unserenBeruf so faszinie­
rend“, schwärmtMeisterBecker
von seinem Handwerk.
Werte schaffen
mit Kopf und Hand
Das hat er sich über viele Jahre
in seiner ganzen Vielfalt ange­
eignet, bevor er 2001denSprung
indieSelbstständigkeitwagte. In
seinem Heimatort Blankenrath
ging er in die Lehre und blieb
für ein Dutzend Gesellenjahre
dort. Nach der erfolgreich
bestandenen Meisterprüfung
sammelte er Berufserfahrung in
weiteren Steinmetzbetrieben,
um dann doch im Hunsrück
sesshaft zu werden. Zunächst
übernahm er gemeinsam mit
seiner Frau das über Generati­
onen eingeführte Unternehmen
König in Kastellaun. Weil der
Standort keine Expansionsmög­
Steinmetz- und Steinbild-
hauermeister Bernd Becker
richtet in seiner Werkstatt
das CNC-Bearbeitungszen-
trum zum Schneiden einer
Küchenarbeitsplatte ein.
Fotos: Becker
Foto: Becker
lichkeitenbot, zogendieBeckers
2012 in die frei gewordene
Betriebsstätte des Steinmetzes
Thiepold in Simmern um.
„Unsere Mitarbeiter sind Fach­
kräfte, die bereits für die beiden
Familienbetriebegearbeitet oder
diewirselbstausgebildethaben“,
erläutert PetraZilles-Becker, die
sich umAngebote, Buchhaltung
und Löhne kümmert. Bei einem
HerstellervonSchlafzimmermö­
belnhatsieBürokauffraugelernt,
später in einem Möbelhaus
gearbeitet und „von dort sicher
auch Ideen für denhochwertigen
Innenausbau mitgebracht“,
der bei ihnen das traditionelle
Grabmalgeschäftüberflügelthat.
Für die Kundengespräche nutzt
Bernd Becker die „neuen Me­
dien“: „Wir gehen mit dem Ta­
blet-Computer in die Beratung,
zeigen darauf dem Kunden
sein zukünftiges Bad in einer
dreidimensionalen Vorschau
– inklusive Materialvarianten,
Anschlüssen oder Lichteinfall.
Über eine entsprechende App
kann der Kunde sogar selbst mit
den Gestaltungsmöglichkeiten
spielen ...“ Technik gepaart mit
Kreativität – da gibt sich das
uralte Steinmetzhandwerk ganz
modern.
Hinterleuchteter Onyx
rahmt die Weltzeituhren
am Aufzug des Hotels.
Aus mehr als 3.000 Einzeltei-
len sind die Bodenmosaike im
Eingangsbereich des Hotels
entstanden (oben). Fein säu-
berlich sortiert (unten rechts),
haben sie die Becker-Stein-
metze in Handarbeit verlegt.
Badgestaltung in Stein ...
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