Handwerk Special Nr. 64 vom 29. Oktober 1998 - page 23

Kfz-Handwerk - bescheideneAnfängen damals, gefragterAusbilder heute
Unterwegs in die Zukunft:
Deutschland vor 75 Jahren:
Die Krise der jungen Demokra-
tie hat ihrenHöhepunkt erreicht:
Die Inflation sprengt alle bisher
dagewesenen Dimensionen, das
Ruhrgebiet ist besetzt, Separati-
sten und Kommunisten bedro-
hen die innere Sicherheit. Ver-
zweifelt kämpft die große Ko-
alition unter Führung von
Reichskanzler Gustav Strese-
mann für Stabilität. Ausgerech-
net 1923beginnt inKoblenz eine
Erfolgsgeschichte. Durch Ein-
trag in die Handwerksrollle bei
der HwK Koblenz wurde der 2.
Oktober jenesKrisenjahres „Ge-
burtstag“desheuteältestenFord-
AutohausimBundesgebiet: Fritz
Foerster gründete sein junges
Unternehmenbereits sieben Jah-
re vor Eröffnung der Kölner
Ford-Werke.
DieerstenGeschäftsräume inder
Löhrstraße gehörten als Filiale
zu Cappel & Co. in Aachen -
demdamals inDeutschland füh-
rendenFord-Importeur.Vor die-
sem Hintergrund begann Fritz
Foerster zielstrebig den Ausbau
AlteingesessenesAutohaus feiert sein 75-jähriges Bestehen
der Niederlassung, die 1924 mit
einer spektakulären Werbewo-
che in Koblenz zum ersten Mal
im ganz großen Stil auf sich auf-
merksam machte. Durch die
StadtbewegtesicheinAutocorso
mit der gesamten Ford-Modell-
palette, diedamals bis zumTrak-
tor reichte. Foerster setzte wei-
ter auf Expansion. In der
Roonstraße entstand ein Erwei-
terungsbau.
1926 war die Branche von Ab-
satzrückgängengeplagt,Krisen-
stimmung machte sich breit, zu-
mal Schutzzölle den ganz gro-
ßen Erfolg ausländischer Auto-
mobile verhinderten. Viele
Händler gaben damals auf oder
schlossen sich zusammen. Doch
Fritz Foerster ließ sich nicht ent-
mutigen. 1932 folgte die Her-
auslösung des Betriebes aus der
„Cappel Motorwagen und Trac-
torenVerkaufsgesellschaftAG“.
Ein gesundes Unternehmen war
der Lohn für den Wagemut, das
bis auf den heutigen Tag ein
Familienbetrieb geblieben ist
und in der vierten Generation
selbstbewußt „auf die ersten 75
Jahre“ zurückblicken kann. Für
den weiteren Erfolg war wich-
tig, daß die von Ford in Köln
produzierten Wagen als deut-
sche Autos keine Benachteili-
gungen mehr hatten: So durfte
das erste deutsche Modell „Ei-
fel“ 1935 offiziell auch als deut-
sches Erzeugnis verkauft wer-
den. Foerster nutzte diesen
Prestigegewinn zu einer weite-
ren Vergrößerung - die Firma
zog in die Hindenburgstraße in
der Koblenzer Neustadt um.
Am 10. Juli 1940 starb Fritz
Foerster. Ehefrau Kate und Ge-
schäftsführerKarl Schmitzüber-
nahmen die Geschäfte und ver-
lagerten ab 1942 den Betrieb in
den Westerwald. Daß die Ent-
scheidungrichtigwar,zeigtesich
im November 1944, als die In-
nenstadt von Koblenz fast voll-
ständig durch Fliegerbomben
zerstört wurde und auch der
„Stammsitz“ in Flammen auf-
ging. Schon kurz nach Kriegs-
ende konnte der Betrieb in der
Rheinkaserne Koblenz-Lützel
weitergeführt werden.
Mit der Grundsteinlegung für
ein neues Autohaus am Saar-
platz beginnt ein neues Erfolgs-
kapitel, das mit der Eröffnung
desZentrumsam20.Januar1951
einen erstenHöhepunkt erreicht.
Ein Jahr später trat Bernd
Friedhofen-Foerster in die
Firmenleitung ein. Der neue
Geschäftsführer engagierte sich
bis zu seinem plötzlichen Tod
1994 in vielen Ehrenämtern und
im Sport. Als Präsident des Kfz-
Verbandes Rheinland prägte er
jahrelang sein Handwerk an
Rhein und Mosel.
Die Geschichte des heutigen
Geschäftszentrums ander Franz-
Weis-Straße beginnt 1971. Da-
mals machte die Umgestaltung
des Saarplatzes den erneuten
Umzug des Familienbetriebes
erforderlich.
Ford Foerster ist heute unter
Führung von Dr. Manfred Leo
Oertel ein vielseitiges Kfz-
Dienstleistungszentrum, in dem
individuelle Betreuung groß ge-
schrieben wird. Das Autohaus
hat derzeit 90 Mitarbeiter, dar-
unter 12 Kfz-Meister und 20
Auszubildende. Fünf Mitarbei-
ter sind bereits seit rund 40 Jah-
ren mit dabei. Im Laufe der Jah-
re wurden viele Betriebsabläufe
optimiert. SogründetemanMar-
ken übergreifend zusammenmit
den Autohäusern Fröhlich und
Scherhag das Autolackier-
zentrum amMittelrhein, das seit
Jahren erfolgreich arbeitet.
Rechtzei-
tig vor
Beginn
der Win-
terreifen-
saison:
Am Jubi-
läumstag
gab es als
Attraktion
den Rei-
fenwech-
selwett-
bewerb,
bei dem
sich Mann
und Frau
gleicher-
maßen ins
Zeug leg-
ten.
Carina Pihl möchte Büro-
kauffrauwerden,TorbenWie-
her und Marcel Gras haben
sich für eine Lehre als Kfz-
Mechaniker entschieden. Ge-
meinsammit ihrenEltern sind
sie ins Koblenzer Autohaus
Löhr &Becker gekommen. In
lockerer Atmosphäre wird
über die Lehre gesprochen.
Christine Kersten-Denkel,
zuständig für die Lehrling-
betreuung, erklärt: „DieLöhr-
Gruppe besteht aus 12 eigen-
ständigenKfz-Betrieben. Ins-
gesamt haben wir 580 Mitar-
beiter. Zur Zeit werden 100
Lehrlinge ausgebildet.“
Carina, Torben und Marcel ge-
hören zu den 15 neuen Lehrlin-
gen, die in den Koblenzer Be-
trieben Löhr & Becker, Audi
Zentrum und Nuwo Team ihre
Lehre begonnen haben. Sie freu-
en sich, den Eltern ihre Ausbil-
der vorstellen und die Werkhal-
len zeigen zu können.
„Eltern sindwichtigeAnsprech-
partner für uns, nicht nur bei
Problemen während der Lehre.
Deshalb haben wir sie zum Ge-
spräch eingeladen. DenKennen-
lernnachmittag veranstalten wir
zum ersten Mal. Wir erhoffen
uns davon eine gute Zusammen-
arbeit. Außerdem ist es wichtig,
daß die Eltern auch erfahren,
was wir von unseren Lehrlingen
erwarten“, so Kersten-Denkel.
Sie berichtet, daß im Jahr 400
Bewerbungen bei der Löhr-
Gruppe eingehen. Nach dem
Zeugnis werden Schüler ausge-
wählt und zu einem 14-tägigen
Praktikum eingeladen. Danach
fällt die Entscheidung für den
zukünftigen Lehrling. „Die heu-
te hier sitzen, haben die Aus-
wahl in diesemJahr gewonnen“,
sagt sie zu den jungen Leuten.
Kennenlernnachmittag
mit Eltern im Betrieb
Die neuen Lehrlinge schnuppern
mit ihren Eltern in die Werkstätten
der Löhr & Becker-Gruppe hinein.
Blickfang bei
der Jubiläumsfeier:
Ford A, Baujahr 1928
1...,13,14,15,16,17,18,19,20,21,22 24,25,26
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