Handwerk Special Nr. 98 vom 21. April 2004 - page 16

Chancengleichheit für Hörbehinderte
„Auf Wiederhören!“
Hightech für die Ohren / Westerwald-Preis: ein Katalog entsteht
21. April 2004
Nr. 98
„Der
Mensch er-
lebt die Welt erst rich-
tig, wenn er sie auch
hört. Die menschliche Seite
spielt in unserem Beruf eine
wichtige Rolle“, sagt der Ko-
blenzer Hörgeräteakustiker-
meister Thomas Andres.
„Verständnis für den Kunden
und eine auf seine Bedürfnis-
se abgestimmte Beratung ist
deshalb unerlässlich“, fügt er
hinzu. In der Tat, Hör-
behinderte brauchen die
Leistungen des Hörgeräte-
akustikers, um in der Gesell-
schaft integriert zu bleiben.
Für ThomasAndres gab es nach
dem Abitur kein anderes Be-
rufsziel. Hörgeräteakustiker ist
auch sein Vater. Bei ihm, im
elterlichen Betrieb in Sinzig,
hat er gelernt. Seit 1994 ist er
Meister, 1995 übernahm er das
Geschäft in Koblenz. Jetzt lei-
tet der 38-Jährige zwei Unter-
nehmenmit insgesamt 5Mitar-
beitern und einem Lehrling.
„Das Erfolgserlebnis, das man
hat, wenn man den Leuten wie-
der ein gutes Hörgefühl gibt,
ist unbeschreiblich. Auch
Schwerhörige sollen in der
Kommunikation die gleichen
Chancen bekommen wie nor-
mal Hörende“, erzählt Andres.
Zuvor hat er mit Ton- und
Sprachaudiometer die Hör-
grenzen ermittelt. „Der Grad
der Hörbehinderung ist sehr
unterschiedlich.Hörgerätewer-
den deshalb elektroakustisch
individuell angepasst. Das
Ohrpassstückwirdmaßgerecht
angefertigt, da die Form we-
sentlich über die neue Hör-
qualität beim Kunden entschei-
det“, erklärt er. Als eine Neu-
heit auf dem Gebiet der Hörge-
räteakustik bezeichnet Andres
ein vollautomatischesHörgerät,
drei Zentimeter lang und sechs
Millimeter breit, das hinter dem
Ohr getragen wird. „Vor allem
Brillenträger schätzen die
Trageeigenschaften, da es hin-
ter dem Brillenbügel quasi un-
sichtbar ist und nicht behindert“,
weiß er aus Erfahrung.
Optimale Klangerlebnisse
Ein optimalesHören vonKlang-
bildern ermöglicht das neue
volldigitale und vollautomati-
sche Hörsystem Triano SL. Es
erfüllt alle Anforderungen an
ein Hörgerät weitestgehend.
„Das Gerät ist für eine offene
Versorgung geeignet, das heißt,
das Ohr wird nicht zugestopft,
der Gehörgang bleibt frei“, er-
klärt Hörgeräteakustikermeis-
terin Brigitte Hilgert-Becker.
„Es ermöglicht hohen Hör-
komfort auch in schwierigen
Hörsituationen. Die eigene
Stimme wird sehr gut wieder-
gegeben und das unangenehme
akustische Rückkopplungs-
pfeifen ist damit fast ausge-
schlossen. Zusammen mit dem
von uns entwickelten Ohr-
passstück ist eine optimale Ver-
sorgung gewährleistet“, fügt sie
hinzu. Sie betont, dass 50 Per-
sonen die Möglichkeit haben,
bis zum 5. Mai das neue Hör-
systemkostenfrei zu testen.Wer
interessiert ist, kann sich bei der
Becker-Hörakustik GmbH in
Koblenz, Schlossstraße 25, ge-
naue Informationen holen.
Der „kleine Mann“ im Ohr
Bei der neusten Generation von
Hörgeräten wird ein Mikrochip
im Ohr implantiert. Dazu
Hörgeräteakustikermeisterin
Sybille Post aus Koblenz, Sach-
verständige für das Hörge-
räteakustikerhandwerk: „Den
größten Bereich nehmen auf
dem operativen Sektor die Teil-
implantate ein, wie das Choch-
lear-Implantat, das man bei
Taubheit und an Taubheit gren-
zende Schwerhörigkeit einsetzt.
Ein Elektrodenträger wird im-
plantiert und leitet seine Impul-
se an den Gehörnerv, während
der zu steuernde Prozessor am
Körper getragenwird. DieseArt
des Implantats wird auch bei
Kleinkindern eingesetzt, die
sonst noch größere Schwierig-
keiten beim Er-
lernen der Spra-
che haben. Ver-
schiedene Teil-
implantate bie-
ten die kosmeti-
scheLösung,dass
durch eine im
Gehörgang plat-
zierte Schallauf-
nahme und ope-
rative Verbin-
dung zu einem
hinter dem Ohr
platzierten Ver-
stärker der Ge-
hörgang frei und
offenbleibt.Auch
bei implantier-
ten Hörgeräten
ist der Hörgerä-
teakustiker als
Bindeglied zwi-
schen Technik
und Medizin zur
technischen Be-
treuung weiter-
hin unentbehr-
lich.
Ohren schützen!
Am Samstag, dem 24. April,
14.30Uhr bis 19.00Uhr, fin-
det in der Rhein-Mosel-Hal-
le Koblenz eine Podiums-
diskussion rund um das The-
ma „Hören“ statt. Es geht
umGehör verbesserndeOpe-
rationen und neue Erkennt-
nisse und Therapiemög-
lichkeiten, um die Hör-
fähigkeit zu erhalten oder zu
optimieren. An diesem Tag
gibt es auch Infos darüber,
wie das Gehör in Freizeit
und Beruf gegen Lärm ge-
schützt werden kann.
Hörgeräteakustikermeisterin Eva Hilgert-
Becker beim Hörtest.
Werner Baumann rückt Kunst ins rechte Licht
Die Kunst der
Kunstfotografie
Fotografenmeister Werner Baumann rückt gemeinsam
mit Fotografenmeisterin Alexandra Reis die Objekte
des Westerwaldpreises für den Ausstellungskatalog ins
rechte Licht.
Fotografenmeister Werner
Baumann und sein Team aus
Höhr-Grenzhausen fotogra-
fieren derzeit über 140 Expo-
nate für den Katalog zum 11.
Westerwaldpreis. Die Ausstel-
lung in den vier Sparten des
Wettbewerbs – Gefäßkeramik,
Plastik, Serie und Salzbrand-
ist im September zu sehen.
Eine renommierte Jury hatte aus
mehr als 600 zunächst per Foto
eingereichtenBewerbungen die
Preisträger ausgewählt. Sie
kommen aus beinahe 20 Län-
dern. Viele von ihnen sind erst
nach 1955 geboren. „Kunst zu
fotografieren ist halt auch eine
Kunst, eine, die allerdings eher
dienen als sich vordrängen darf.
Eine anregende Abwechslung
zur alltäglichen Arbeit ist das
Projekt trotzdem“, gestehtWer-
ner Baumann, Jahrgang 1944,
Staatspreisträger und Inhaber
eines vor allem auf Objekt- und
Werbefotografie spezialisierten
Fotostudios. „Wir arbeiten nur
nochmit digitalenKameras und
Mitteln“, erklärt er. Einfüh-
lungs- und Improvisations-
vermögen ist bei aller techni-
schen Perfektion aber unver-
zichtbar. Fotografiert wird mal
von oben oder in der Diagonale.
Davor geht es um die Licht-
gestaltung aus Tageslicht und
Studioblitzlicht. Für die Fotos
müssen die Exponatewirkungs-
voll in Szene gesetzt werden.
Einmal schweben einige schei-
benförmige Objekte, deren
Struktur an maritime Lebewe-
sen, Korallen oder Schwämme
erinnern, an hauchdünnen
Plastikfäden, einige Zentimeter
über dem Boden. Spindeln, die
Maschinenteilen gleichen wol-
len ebenso inszeniert werden,
wie Muscheln und Schnecken-
häuser oder eine ganze Batterie
von Flaschen und Trichtern. Es
geht um ernsthaftes Spiel und
spielerischen Ernst. Auch
scheinbar Alltägliches wird fo-
tografisch von Werner Bau-
mann zur Kunst erhoben.
Galerie aktuell:
In der Galerie Handwerk in
der Koblenzer Rizzastraße
22-24 stehen in der nächsten
Zeit wieder zahlreiche Aus-
stellungen undVeranstaltun-
gen auf dem Plan: Die-
nächsteAusstellung vom19.
Juni bis 17.Juli zeigt Arbei-
ten des 7. Staatspreises für
das Kunsthandwerk. Die
Ausstellungsreihe „Keramik
dieser Welt“ wird mit der
dritten Ausstellung zu die-
sem Thema vom 1. bis 26.
September fortgesetzt. Den
Ausstellungsreigen in die-
sem Jahr beschließt die
Winterausstellung vom 17.
November bis 9. Januar
2005.
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