Handwerk Special Nr. 98 vom 21. April 2004 - page 13

Weiterbildung ist Investition
in die berufliche Zukunft
Weiterbildung erfolgreich abgeschlossen / Ausbildung als Chance
21. April 2004
Nr. 98
HwK-Präsident
Karl-Heinz
Scherhag über-
reichte den
Teilnehmern der
HwK-Weiterbil-
dung ihre
Abschluss-
zertifikate.
125 junge Handwerker haben sich in den letzten Monaten in
Weiterbildungsseminaren der Handwerkskammer Koblenz quali-
fiziert. Im Rahmen einer Feierstunde während der 2. Koblenzer
Technologietage im HwK-Metall- und Technologiezentrum er-
hielten sie jetzt ihre Zertifikate. Unter ihnen sind 66 Betriebswirte
des Handwerks, 7 Fachwirtinnen für kaufmännische Betriebs-
führung, 13 Mechatronik-Fachkräfte, 15 EDV-System-
koordinatoren, 14 CNC- und 8 CAD-Fachkräfte sowie ein Kfz-
Servicetechniker und eine SPS-Fachkraft.
„Weiterbildung ist mehr als nur
ein Zertifikat. Es ist eine Inves-
tition in die Zukunft“, so HwK-
Präsident Karl-Heinz Scherhag
in seiner Ansprache. Er beton-
te, dass „die schnell fortschrei-
tende Entwicklung auf techni-
„Die Lehrlinge sind für ein
motivierendes Wort empfänglich“
In der Kfz-Werkstatt Oberegger ist Ausbildung Ehrensache
Feierliche Zertifikatsübergabe an HwK-Weiterbildungsabsolventen
„Wir bilden seit 30 Jahren Lehrlinge aus. Ausbildung ist für uns
Ehrensache. Junge Menschen müssen einen Beruf lernen“, so
Hedwig Oberegger. Seit dem Tod ihres Mannes Edwin, der lange
Zeit im Gesellenprüfungsausschuss der Handwerkskammer Ko-
blenz tätig war, führt sie die Kfz-Werkstatt in Dierdorf gemein-
sam mit ihrem Sohn, Kfz-Mechanikermeister Mike.
„Mein Mann hat immer gesagt,
dieLehrlinge brauchen auchmal
ein liebesWort. Siemüssen sich
wohlfühlen in der Firma und
von Anfang an in die Facharbeit
einbezogen werden“, erzählt
Hedwig, genannt Hedemi,
Oberegger. So wird es bis heute
in dem Kleinstbetrieb gehalten.
„Früher saßen die Lehrlinge
auch beim Meister am Tisch“,
sagt sie und findet nichts Be-
sonderes daran, ihre Mahlzeit
gemeinsammit Sohn und Lehr-
ling einzunehmen. Mike Ober-
egger ist allein in der Werkstatt
und erwartet vomLehrling vom
ersten Tag an Teamwork. Er ist
in alle Aufgaben integriert. Das
fängt bei der Fehlersuche mit
mikroprozessorgesteuertenTest-
und Prüfgeräten an und endet
mit Reparatur oder Austausch
der entsprechenden Teile.
Für Hedemi und Mike Ober-
egger zählenKontaktfreude und
positives Auftreten mehr als
Schulzeugnisse. „Die Chemie
muss stimmen, mein Gefühl
trügt mich da nicht“, so die
Seniorchefin. Ein Praktikum
empfiehlt sie generell. „Danach
wissen beide Seiten, mit wem
sie es künftig zu tun haben .“
Ohne die Familie Oberegger
wäre für den zuletzt ausgebilde-
ten Lehrling Christian Sieben-
aller sicher alles anders gekom-
men. Der junge Mann ist kör-
perbehindert. In einer Be-
hindertenwerkstattwollteChris-
tian nicht ausgebildet werden,
andere Möglichkeiten schienen
außer Reich-
weite. Ober-
eggers, dieden
Jungen, da er
im gleichen
Haus wohnt,
schon seit sei-
nerGeburtken-
nen,gabenihm
eine Ausbil-
dungschance. Keine einfache
Aufgabe, weil Christian auch
im Lernbereich erhebliche De-
fizite zeigte. „Wir haben sehr
viel Zeit in Christian investiert.
Noch wichtiger war es jedoch,
ihm immer wieder Mut zu ma-
chen, eben die lieben Worte“,
schmunzelt Hedemi. Sie lobt
auch die Kunden, die „super
verständig“ waren. Als der
Prüfungstag kam, waren wir
aufgeregter als er selbst“, erin-
nert sich Mike Oberegger. Es
liegt auf der Hand, dass die
Obereggers und der Junggesel-
le zur Feier des Tages gemein-
sam eine Flasche Sekt tranken.
Hedemi
und Mike
Oberegger
(re.) mit
ihrem
Gesellen
Christian
schem und der immer härtere
Wettbewerb auf betriebswirt-
schaftlichem Gebiet hohe An-
forderungen an die mittelstän-
dischen Unternehmen stellt“.
„Menschen, die sich engagie-
ren, sich weiterbilden und da-
mit für die Qualität im Hand-
werk sorgen, braucht unsere
Wirtschaft. Wir brauchen aber
auch Zuversicht und Glaube in
die eigene Kraft“, so Scherhag.
„Es liegt auf der Hand, dass die
Teilnehmer an den Weiterbil-
dungen diese Zuversicht in sich
selbst besitzen.“ Scherhag er-
munterte die Absolventen, sich
dennoch auf Erreichtem nicht
auszuruhen. “Das Handwerk ist
geprägt vonderwirtschaftlichen
und gesellschaftlichenEntwick-
lung. Moderne Technologien
halten verstärkt Einzug in die
Handwerksunternehmen. Un-
ternehmerischeEntscheidungen
wollen durchdacht und nach al-
len Seiten abgesichert sein. Sie
als junge angehende Führungs-
kräfte haben möglicherweise
noch einen langenWeg und vie-
le Stufen auf der Erfolgsleiter
vor sich“, hob Scherhag hervor.
Bei der Zertifikatsübergabe an
die Betriebswirte des Hand-
werks erinnerte der Kammer-
präsident daran, dass diese Fort-
bildung unter Mitwirkung der
HwK Koblenz vor über 25 Jah-
ren entwickelt wurde und seit-
her ständig auf den neusten
Stand gebracht wird.
Speziell für Unternehmerfrauen
und Frauen in leitenden Posi-
tionen wurde die Fortbildung
„Fachwirtin für kaufmännische
Betriebsführung“ entwickelt.
Der Lehrgang in Modulform
macht die Frauen, die in den
meisten Fällen auch die Seele
im Betrieb sind, für die kauf-
männischen Aufgabenbereiche
des Betriebes fit. Die Absol-
venten des Lehrgangs „EDV-
Systemkoordinator“ haben um-
fassende Kenntnisse in der
Informationstechnologie erwor-
ben. Die Installation und Ver-
waltung von EDV-Anlagen in
kleineren undmittelständischen
Betrieben wird zukünftig zu ih-
rem Aufgabengebiet gehören.
OhneCNC-Technik ist dieAus-
arbeitung marktgerechter An-
gebote in den Metallhand-
werken heute nicht mehr mög-
lich. Hightech-CNC-Maschinen
erledigen alle anfallenden Auf-
gaben schnell und millimeter-
genau für fast jeden Werkstoff.
Dasselbe gilt für die Anferti-
gung von technischen Zeich-
nungen. EDV und CADwerden
auch in kleinen und mittleren
Betrieben immer stärker einge-
setzt. Die erfolgreichen Absol-
venten der CNC- und CAD-
Weiterbildungskurse sind dafür
gerüstet.
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