Handwerk Special Nr. 98 vom 21. April 2004 - page 10

Handwerksmeister, Unternehmer, SPD-Mann, Vater....
Engagiert im Handwerk und in der Politik: Hans Schleimer
21. April 2004
Nr. 98
Weiterbildung aktuell: „Betriebswirt des Handwerks“
Moderne Führungstechniken
haben besonders für hand-
werkliche Unternehmen an
Bedeutung gewonnen. Gerade
in mittelständischen Unterneh-
men wachsen die Anforderun-
gen an eine dynamische Mit-
arbeiterführung ständig. Für
den Unternehmer und seine
Mitarbeiter stellen sich häufig
neue Probleme durch die
schnell fortschreitende Ent-
wicklung auf betriebswirt-
schaftlichem und technischem
Gebiet. Der eigens für das
Seit 1961 führt Hans Schleimer seinen Handwerksbetrieb im Rhein-Lahn-Kreis.
„Wer den Meisterbrief macht,
dem unterstelle ich eine be-
rufliche und persönliche
Ernsthaftigkeit. Und das be-
greift auch der Kunde!“ Der
das sagt, ist selbst Hand-
werksmeister und sieht in sei-
ner Qualifikation ein Güte-
siegel, das beim Kunden ei-
nen hohen Stellenwert ge-
nießt. Aber er ist auch enga-
giertes Mitglied der Partei,
die den Meisterbrief durch
die Gesetzesnovelle zur neuen
Handwerksordnung in mehr
als der Hälfte der Meister-
berufe in Frage gestellt hat:
Hans Schleimer, Malermeis-
ter und SPD-Mann aus Holz-
hausen im Rhein-Lahn-
Kreis. Darüber hinaus ist er
Vater einer der engsten Mit-
arbeiter um Wirtschaftsminis-
ter Hans-Artur Bauckhage
(FDP), der sich stark für den
Meisterbrief auf der bundes-
politischen Bühne eingesetzt
hat. Wie viele Herzen schla-
gen in einer solchen Brust?
„Eins – mein eigenes. Aus all
dem hat sich ein Mensch mit
einer klaren Meinung geformt.
Ich stehe zum Meisterbrief, bin
Handwerksmeistermit Leib und
Seele. Ich sehe aber auch, dass
wir im Handwerk vor tief grei-
fenden Veränderungen stehen,
die in einigen Bereichen bereits
begonnen haben.“
Ring frei am Sonntagmorgen
„Es war schon etwas Besonde-
res, wenn es beim sonntägli-
chen Frühstück um die Politik
ging – und um die ging es ei-
gentlich immer. Vater und Sohn
in zwei verschiedenen Parteien
engagiert – ich in der SPD, mein
Sohn Ralph in der FDP. Und
dann ging es umWirtschaftspo-
litik. Der zweite Sohn als Hand-
werker saß natürlich auch nicht
still daneben ...“ Hans Schlei-
mer lacht und erzählt auch, dass,
wenn es zu emotional wurde,
die Ehefrau und Mutter Gudrun
„in den Ring stieg und uns er-
mahnte“.Was die Familie dabei
auszeichnete, so Hans Schlei-
mer weiter, war der volle Ein-
satz: Jeder stand hundertprozen-
tig hinter seiner Sache. „Und
das ist auch heute noch so, auch
wenn die Familie nur noch sel-
ten geschlossen am Sonntag-
morgen zusammen ist.“ Sohn
Ralph ist heute persönlicher
Referent von Minister Bauck-
hage im Mainzer Ministerium
für Wirtschaft, Verkehr, Land-
wirtschaft und Weinbau. Sohn
Jörg inzwischen Handwerks-
meister und in der „heißen“
Übernahmephase des Familien-
unternehmens, Tochter Silke hat
sich in einem der Nachbarorte
als Nichthandwerkerin selbst-
ständig gemacht. „Aus Sicht des
Handwerkers und Unterneh-
mers bescheinige ich demWirt-
schaftsministerium eine grund-
solide Arbeit“, so das Kompli-
ment von Hans Schleimer an
den „Arbeitgeber“ seines Soh-
nes. Dabei weiß er, wovon er
spricht. Seit 43 Jahren führt er
erfolgreich das Unternehmen
mit heute 14 Mitarbeitern, dar-
unter drei Lehrlinge. „Angefan-
gen habe ich mit einer Ausnah-
megenehmigung in einer Gara-
ge. Ich war noch Geselle, habe
den Meisterbrief 1965 abge-
schlossen, später die Weiterbil-
dung zum „Betriebswirt des
Handwerks“ absolviert – als ei-
ner der ersten überhaupt.“
Unverpackte Fehleranalyse
Es war ein illustrer Kreis, der
1983 in der HwK Koblenz die
Schulbank drückte. „Mit dabei
war Elektroinstallateurmeister
Werner Wittlich aus Neuwied,
der heute Abgeordneter des
DeutschenBundestages ist. Vor
uns stand Karl-Jürgen Wilbert,
der mit uns rechtliche Fragen
auseinander nahm und uns als
Sohn einer Konditorenfamilie
regelmäßig mit frischen Back-
waren versorgte.“ Der Haupt-
geschäftsführer standhinter dem
Konzept des Betriebswirt des
Handwerks, dessen Inhalte er
auch gleich selbst „an denMann
brachte“ und bliebHans Schlei-
mer mit „seiner sehr direkten
Pädagogik inErinnerung.Wenn
sich andere Dozenten bemüh-
ten, die Fehleranalyse in nette
Worte zu verpacken, sprach der
HauptgeschäftsführerKlartext“.
Dass die Inhalte des Betriebs-
wirtes Erfolg im Alltag brach-
ten, zeigte die weitere Entwick-
lung des Unternehmens von
Hans Schleimer: „Wir waren
neunMitarbeiter und hatten fast
eineMillionMark Umsatz!“ Zu
dieser Zeit war der umsichtige
Handwerksmeister Mitbegrün-
der einerHandwerkskooperative,
an der sich 11 Unternehmen für
ein Komplettangebot im Haus-
bau einbrachten. „Für die
HamagHandwerkerMassivbau
haben wir keinen Pfennig Kre-
dit aufgenommen. Das Unter-
nehmen stand und steht auf ge-
sunden Beinen, dank der richti-
gen Geschäftsidee.“ Damit hat
Schleimer früh einen Trend er-
kannt, der bis heute ungebro-
chen ist – der Hausbau aus einer
Hand.
Kapital Mitarbeiter
Doch nicht nur wirtschaftlich
ging es kontinuierlich bergauf.
Mit dem Erfolg seines Unter-
nehmens verbindetHans Schlei-
mer in erster Linie die Arbeit
seiner Mitarbeiter. Über die
Hälfte hat das Unternehmen
selbst ausgebildet, 35 Jugendli-
che waren es insgesamt. Seit 25
Jahren bietet das Unternehmen
eine betriebliche Altersvorsor-
ge. „Der Kontakt zu den Mitar-
beitern ist eng. Und gut.“ Über
Wirtschafts- und Sozialpolitik
kann Hans Schleimer also nicht
nur reden. Er lebt sie auch.
Wie viele
Herzen
schlagen in
dieser Brust?
Handwerk entwickelte Studi-
engang „Betriebswirt des
Handwerks“ vermittelt in rund
500 Unterrichtsstunden (inkl.
Prüfungen) in unterschiedli-
chen Seminarformen Themen,
die helfen, praxisgerechte Ent-
scheidungen in den Unterneh-
men zu treffen und die Steue-
rung des Unternehmens zu op-
timieren. In den handlungs-
orientierten Prüfungen werden
anwendungsbezogen Projekt-
arbeiten erstellt und geprüft.
In diesen Aufgaben erarbeiten
die Teilnehmer in einzelnen
Arbeitsgruppen konkrete Pro-
blemstellungen und stellen
ihre Lösungsansätze mittels
vielfältiger Präsentations-
möglichkeiten vor. Die nächs-
ten Weiterbildungen zum „Be-
triebswirt des Handwerks“ in
Teilzeit starten am 8. Mai in
Koblenz sowie am 15. Mai in
Herrstein. Weitere Informatio-
nen bei der HwK-Weiterbil-
dung, Telefon 0261/ 398-112,
Fax: -990 oder E-Mail:
Engagiert in seiner
Firma und in der
Politik: Malermeis-
ter Hans Schleimer
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