Nachgefragt
zu aktuellen Themen
DieWirtschaftslage
im Handwerk wird
durch die Betriebe
als gut beschrie-
ben. Der aktuelle
Konjunkturbericht
bewertet auch die
weiterenAussichten
positiv.ImInterview
gehtHwK-Präsident
Kurt Krautscheid
aufdie Umfrage-Er-
gebnisseunter2.800
Betrieben ein und
nennt die wich-
tigsten Fakten.
Herr Kraut-
scheid, wie
fällt die
aktuelle Be-
urteilung der
Wirtschaftsla-
ge durch das
Handwerk
aus?
Die Stimmung ist gut und die aktuellen Zahlen hinterlegen das mit
Fakten. 84 Prozent der Betriebe, die sich an der Konjunkturumfrage
beteiligt haben, informieren über eine gute Geschäftslage. Das ist
gegenüber der letztenUmfrage vomHerbst 2015 nochmals eine Stei-
gerung. Sogar 90 Prozent erwartenweiterhin gut laufendeGeschäfte.
Das spricht auch für die hoheQualität imHandwerk und die richtigen
Angebote, denndieNachfragekommt janicht vonungefähr. Insofern
sage ichauchganzdeutlich:Das haben sichunsereBetriebe erarbeitet
und der Erfolg fällt ja nicht vom Himmel.
Besonders gut steht der Baubereich da – warum?
Dafür sehe ich mehrere Gründe. Die energetische Gebäudesanie-
rung ist sicherlicheiner, aber auchdas Investieren inSachwertewie
Immobilien. Sehen wir uns nur die Entwicklungen am Zinsmarkt
an. Die Entscheidung, Geld in Häuser zu investieren anstatt auf
der Bank liegen zu lassen, ist sachlich begründet und verständlich.
Mittlerweile geht sogar die Angst vor negativen Zinsen um, was
bedeutet: Sparer zahlen für ihre Einlagen obendrauf. Das wird
die Investitionsfreude eher antreiben als ihr ein Ende bescheren.
Doch auch hier gilt: Wer von der Ausgabebereitschaft profitieren
will, muss die richtigen Angebote haben. Und der Kunde schaut
ganz genau nach, was er wofür zahlt. Denn auch das Geld der
Handwerkskunden kam nicht vom Himmel geflogen und wenn
ich etwas ausgebe, erwarte ich entsprechende Gegenleistungen.
Die Nachfrage und der Auftragsboom setzt Fachkräfte vo-
raus, die es umsetzen. Machen sich hier die Nachwuchspro-
bleme bemerkbar?
Um den demografischen Wandel mit seinen Folgen für die Wirt-
schaft brauchen wir nicht drumherum reden. Auch das Handwerk
kämpft damit, doch die Zahlen sprechen auch für eine leichte
Entspannung. Im Vergleich zum Vorjahr haben wir zwischen
dem 1. Januar und dem 30. April 2016 809 neue Lehrverträge
eingetragen. Das ist ein leichtes Plus von 1,4 Prozent. Und auch
einBlickauf dieGewerke zeigt, dass dieguteKonjunktur durchaus
Jugendliche motiviert, diese Handwerksberufe zu erlernen. Denn
ganz vorne bei den Gesellenprüfungen 2015 liegen auf Platz 2 die
Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik,
auf Platz 3 die Elektroniker, Fachrichtung Energie- und Gebäu-
detechnik. Die Nachfrage kann also durch die Betriebe aktuell
abgedecktwerden,wie auchderNachwuchsmittel- und langfristig
wirtschaftliche Handlungsfähigkeit garantiert. Und sehen wir auf
die jüngstenMeisterzahlenbei derHwKist auchdas eindeutliches
Signal: Das Handwerk steht gut da – personell wie auch von der
fachlichen Leistungsfähigkeit. Über 650 Meisterbriefe in diesem
Jahr sind eine Abstimmung mit den Füßen für das Handwerk.
HwK-Präsident Kurt Krautscheid
(aufgenommen von Fotografen-
meisterin Sabine Reuther für die
Ausstellung „Wir sind Koblenz“).
Aktueller Konjunkturbericht / HwK-Präsident im Gespräch
3
Nr. 199
14. Mai 2016
www.handwerk-special.deHandwerk obenauf
Die Ergebnisse der Frühjahrs-Konjunkturbefragung 2016
der Handwerkskammer (HwK) Koblenz zeigen weiter eine
deutliche Zufriedenheit des Handwerks im nördlichen Rhein-
land-Pfalz. Unter den 2.800 befragten Handwerkern schätzen
84 Prozent ihre Geschäftslage als gut und befriedigend ein.
Frühjahrsumfrage: 84 Prozent melden gute Wirtschaftslage
Im Vorjahreszeitraum waren es
82 Prozent. Die Erwartungen
für das nächste Quartal fallen
ebenfalls optimistisch aus. So
gehen 90 Prozent der befragten
Mitgliedsbetriebe für die näch-
sten drei Monate von einer
zufriedenstellenden Geschäfts-
lage aus (Vorjahreswerte in
Klammern: 88 %).
Die Bewertungen einzelner
KonjunkturindikatorenwieAuf-
tragsbestand,Betriebsauslastung
und Umsatzentwicklung haben
sich im Vergleich zum Vorjahr
verbessert. „DasHandwerk stellt
sich den Herausforderungen der
Zukunft und blickt optimistisch
in die Zukunft“, kommentieren
HwK-Präsident Kurt Kraut-
scheidundHauptgeschäftsführer
Alexander Baden die neueste
Umfrage.
„Themen wie Nachwuchssiche-
rung und Fachkräftebindung
beschäftigen die Handwerker
zurzeit vorrangig. Viele möch-
ten zusätzliche Mitarbeiter
einstellen, finden aber keine
geeigneten Fachkräfte, gerade
im technischen Bereich. Hier
unterstützt dieHwKKoblenzdie
Betriebe in verschiedenen Pro-
jekten und ist zu diesen Themen
inallenRegionenunterwegs“, so
die HwK-Spitze.
In den einzelnen Branchen
schwankt die positive Beurtei-
lung der Geschäftslage imFrüh-
jahr 2016 in einer Bandbreite
von 70 bis 90 Prozent. Bei den
BetriebenderAusbauhandwerke
wieTischler,Maler, Installateure
und Heizungsbauer, Elektro-
techniker oder Fliesenleger in-
formieren wie zuvor 87 Prozent
(87 %) über eine gute oder zu-
friedenstellende Geschäftslage,
unter den Bauhandwerkern sind
es 86 Prozent (79 %). Von den
Betrieben für den gewerblichen
Bedarf wie Feinwerkmechani-
ker, Metallbauer oder Elektro-
maschinenbauer schätzen 76
Prozent (76%) der Betriebe ihre
Geschäftslage positiv ein.
InderKfz-Branche zeigt sichdie
Beurteilung der Geschäftslage
weiter stabil: 80 Prozent (82 %)
geben eine positive Beurteilung
ab. 90 Prozent (87 %) der Be-
fragtenderNahrungsmittelhand-
werke wie Bäcker, Konditoren,
Fleischer melden eine gute oder
auch befriedigende Geschäfts-
lage. Von den Betrieben perso-
nenbezogener Dienstleistungen
wie Friseure, Fotografen oder
Schneider sagen 70 Prozent (67
%), dass sie mit ihrer Geschäfts-
lagezufriedensind, beiBetrieben
desGesundheitsgewerbes sindes
88 Prozent (79 %).
Die Stimmung in den einzelnen
Landkreisen unterliegt einer
Bandbreite von 76 bis 93 Pro-
zent. Das beste Geschäftsklima
melden über alle Handwerke die
Betriebe im Kreis Rhein-Huns-
rück. Von ihnen beurteilen 93
Prozent (91 %) ihre derzeitige
wirtschaftliche Situation als
positiv. Den niedrigsten Wert
weist wie im Vorjahr der Kreis
Birkenfeld mit 76 Prozent (61
%) auf. Danach folgen der Kreis
Neuwied (84 %) und die Stadt
Koblenz (91%)mit je77Prozent
undCochem-Zellmit 80Prozent
(92 %). Im Kreis Rhein-Lahn
(76 %), Westerwald (74 %) und
Bad Kreuznach (86 %) geben
jeweils 84Prozent eine gute oder
befriedigende Geschäftslage
an, in Altenkirchen (82 %) und
Ahrweiler (75%) melden dies je
87 Prozent und Mayen-Koblenz
89 Prozent (83 %).
Bei derKapazitätsauslastungge-
ben imFrühjahr 201662Prozent
(60 %) der Handwerksbetriebe
im Kammerbezirk Koblenz
an, mindestens zu 70 Prozent
ausgelastet zu sein. Im Landes-
durchschnitt sind es 64 Prozent
(61 %). Die höchste Auslastung
findet man bei den Betrieben in
den Ausbauhandwerken mit 75
Prozent (72 %). Der Auftrags-
vorlauf hat sich im nördlichen
Rheinland-Pfalzmit 9,0Wochen
(8,8 Wochen) nochmals erhöht.
Der vollständige Konjunktur-
bericht ist online nachzule-
sen:
www.hwk-koblenz.deFoto: Fotostudio Reuther
Die Wirtschaftslage im Handwerk ist auch im Frühjahr 2016 gut, die weiteren Aus-
sichten stimmen optimistisch. Spitzenwerte meldet der Baubereich.