Unternehmerisch und handwerklich überzeugend
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Nr. 199
14. Mai 2016
www.handwerk-special.deWenn Frank Gerardy
über die letzten 14 Jahre
als Unternehmer spricht,
klingt das sachlich, un-
aufgeregt und nach der
Strategie eines Schach-
spiels. Jeder Zug wirkt
durchdacht und voraus-
geplant. „Wir haben mit
neun Mitarbeitern in einer
alten Gewerbehalle an-
gefangen. Heute sind wir
50“. Das Hallen-Ensemble
im Gewerbegebiet von
Polch ist beeindruckend:
Modern eingerichtet,
macht der Betrieb innen
und außen etwas her.
Mit einer Fahrzeuglackiererei
legte Frank Gerardy, 45 Jahre
und seit 1999Handwerksmeister
seines Faches, den unternehme-
rischen Grundstein. „Wir haben
damals Lkw, Busse oder PKW
lackiert, waren also von Anfang
an breit aufgestellt.“ Die Zu-
sammenarbeit mit Versicherern
änderte dann einiges, denn die
Kapazitäten und Auftragsein-
gänge nahmen stark zu. 2006
wurde um eine Karosserieabtei-
lung erweitert. Zwei Jahre später
folgte ein Neubau in großem
Umfang und an neuemStandort.
„Wir waren bereits auf 25 Mit-
arbeiter gewachsen,“ beschreibt
Gerardy die Entwicklung – im
Rückblick auch „nur“ eine
Momentaufnahme. Ein zweiter
Standort in Koblenz folgte
(Annahmeagentur), die einen
permanenten Shuttle-Betrieb
zwischen Polch und der Rhein-
Mosel-Stadt einschließt.
Jährlich2.500Pkwund rund500
Nutzfahrzeuge – vom Bagger
über Reisebusse bis zum Lkw
Gerardy Karosserie- und Lackierzentrum: weltweite Kundschaft
Frank Gerardy GmbH, Polch (und Koblenz)
Gegr. 2002 | 50 Mitarbeiter | Karosserie- und Lackierzentrum für Pkw,
Oldtimer, Nutzfahrzeuge |
www.gerardy-polch.deErfolgreich gestalten
– werden bei Gerardys bear-
beitet. Ob Karosseriearbeiten,
Ganzlackierung oder kleinere
Lackierarbeiten – „unser Spek-
trum deckt alles ab.“ Qualität,
so Gerardy, spiele dabei eine
besondere Rolle. „Es spricht
sich alles schnell herum: gute
Arbeit wie auch Pfusch“. Also
wird genau hingeschaut: Auf die
Arbeit wie auch auf die Abläufe
im Betrieb. Da werden Wagen
nicht wahllos von A nach B
geschoben, sondern inhaltlich
die Wege durchgeplant. „Nur
so schaffen wir unsere Kapazi-
täten“, beschreibt FrankGerardy
die ausgeklügelteLogistik seiner
Bearbeitungsabläufe.
Seit 2016 gibt es eine eigen-
ständige „Klassiker Manufak-
tur“. Das jüngste Kind widmet
sich der Aufarbeitung von
Oldtimern, was den Einsatz
neuester Technologien wie
Trockeneisstrahlen, aber auch
historischer Bearbeitungsver-
fahren einschließt. „Der Handel
mit historischen Fahrzeugen
liegt im Trend und arbeiten
auch in diesem Segment.“ Die
Kunden schicken ihre automo-
bilen Schätze aus Hamburg,
München oder Düsseldorf nach
Polch. „Auch derKönig von Jor-
danien hat uns einen Mercedes
Flügeltürer zur Aufarbeitung
anvertraut“, berichtet Gerardy,
dessen Mannschaft sagenhafte
30 Exemplare dieser seltenen
undhochgehandeltenAuto-Spe-
zies bisher unter ihren Fittichen
hatte. SogarBlechewerdendann,
wenn es unumgänglich ist, neu
angefertigt.
WerkenntheutenochdenBegriff
des „Dengelns“ oder beherrscht
diese handwerkliche Kunst?
Bei Frank Gerardy gibt es die
entsprechenden Fachleute und
wenn sie Bleche dengeln – also
mit gekonntenHammerschlägen
in Form bringen – sind die Aus-
zubildenden dabei und schauen
zu, um etwas zu lernen. So wird
nicht nurWissenvermittelt, son-
dern rückt die Gerardy-Truppe
auch eng zusammen. „Von den
neun Mitarbeitern, mit denen es
losging, sind heute noch sieben
im Unternehmen“. Das spricht
für das Betriebsklima. „Meine
Tür steht immer offenund ichbin
immer ansprechbar“, stellt der
Chef klar, erwähnt aber auch:
„Ohne straffe Führung und klare
Absprachen geht es nicht.“
Denn auch heute gibt es Ziele,
die der 45-jährige Familien-
vater anpeilt (verheiratet und
eine siebenjährige Tochter): „In
einer Holding als Zusammen-
schluss mehrerer Unternehmen
ließen sich Synergien bündeln,
Aufträge besser koordinieren“.
Gestaltung– ihrkommt beiFrank
Gerardy nicht nur handwerklich
bei der Karosserie- und Lackbe-
arbeitung ein hoher Stellenwert
zu. Auch unternehmerisch hat
er da klare Vorstellungen und
schaut man auf die vergangenen
14 Jahre zurück, beeindruckend
viel erreicht.
Frank Gerardy (rechts) in der „Klassiker Manufaktur“,
die historische Automobile aufarbeitet.
Alles aus einer Hand: Lackierarbeiten an einem Mer-
cedes-Oldtimer (oben) oder großem Bagger (unten).
Betriebsgelände in Polch: Es ist beeindruckend, was Frank
Gerardy in 14 Jahren als Unternehmer aufgebaut hat.