Handwerk Special Nr. 177 vom 22. Februar 2014 - page 6

Wer das Büro von Michael
Blum in Idar-Oberstein
betritt, dem fallen zuerst
die zahlreichen Urkunden
und Zertifikate ins Auge,
die die Wände zieren. Der
zweite Blick gilt einem
Kamin, der keiner ist, wie
sich im Gespräch später
herausstellt. Auch ein
scheinbarer Mauerdurch-
bruch und Stuckarbeiten
an der Decke erwecken
die Aufmerksamkeit.
„Das ist Modellierputz, der eine
freieGestaltungvonOberflächen
ermöglicht“, erklärt Michael
Blum. Auf Kundenwunsch ent-
steht so auch eine Felsoptik im
Partyraumoder einmediterranes
Stimmungsbild“, erklärt der
51-Jährige. Er führt zusammen
mit seinem Schwager Peter
Stallbaum einen Maler- und
Lackiererbetrieb. DieZeugnisse
dokumentierendasBestrebender
Geschäftsführer, fachlich immer
auf dem neuesten Stand zu sein.
Für Michael Blum ist ständige
Weiterbildung ein Weg, Kun-
den und Lehrlinge davon zu
überzeugen, „dass man immer
mit dem Strom der technischen
Entwicklung mitschwimmt“,
sagt er und ergänzt: „Man kann
nuretwasvermitteln,wovonman
Ahnung hat.“ Blum ist gefragter
Experte bei der Schimmelpilz-
bekämpfung und der Sanierung
vonWasser- undBrandschäden.
Er arbeitet mit Versicherungen
zusammen, erstellt Sanierungs-
konzepte und erledigt in Zusam-
menarbeitmitdenElektro-sowie
Heizungs- und Sanitärhandwer-
ken die komplette Renovierung
rund ums Haus.
Einsatz im Ehrenamt
ist eine Herzenssache
Der Gerüstbauermeister und
zertifizierte Fassadentechniker
engagiert sichauchalsAusbilder
im Maler- und Lackiererhand-
werk. Er arbeitet ehrenamtlich
im Gesellenprüfungsausschuss
derMaler-undLackierer-Innung
Birkenfeld und ist Lehrlings-
wart der Innung. Mehr als 60
Lehrlinge hat Michael Blum
bisher ausgebildet, zehn sind es
im Moment, die Bürokauffrau,
Bauten- und Objektbeschichter
Das Malerhandwerk: Ein vielseitiger und spannender Beruf
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Nr. 177
22. Februar 2014
Vorgestellt
Malermeisterin Silvia Backes
Ihr Beruf ist ihr
Lebenselixier.
Davon ist Maler-
meisterin Silvia
Backes über-
zeugt.
Im Erholungsort Bun-
denbach, einem der his­
torischen Schwerpunkte
des Hunsrücker Schie-
ferbergbaus, lebt und
arbeitet Malermeisterin
Silvia Backes.
Malermeisterin Silvia Backes, Bundenbach
Gegr. 1956 | Einzelunternehmerin | Innenraum- und Fassadengestaltung
| Tel. 06544/ 8242 | 0160/ 96 42 77 98
Wissen überzeugt Kunden
Mittelständler aus Idar-Oberstein setzt auf Weiterbildung
Stallbaum GmbH, Idar-Oberstein
Gegr. 1996 | 22 Mitarbeiter | Malerarbeiten, Fassadengestaltung, Brand-
schadensanierung | Tel. 06781/ 23419 |
Die 48-Jährige betont, dass sie glücklich ist mit ihrem Beruf und
ihrem Leben auf dem Land. „Ich kann mir nicht vorstellen, wo-
anders zu leben – beispielsweise in einer Großstadt. Hier bin ich
zu Hause“, sagt sie. Und sie sagt auch, dass sie zu „100 Prozent
Handwerkerin ist“ und das „mit Herz“.
1993 hat sie den Meisterbrief erworben und den von ihrem Va-
ter, Malermeister Teo Backes, bereits 1956 gegründeten Betrieb
übernommen. „Mein Vater wollte bis zuletzt nicht glauben, dass
ich es in meinem Beruf bis zur Meisterprüfung schaffe“, erinnert
sie sich. Es sei auch „nicht leicht gewesen, zweimal in der Woche
nach Idar-Oberstein zur Meisterschule und dann jeden Samstag
zur Handwerkskammer nach Koblenz zu fahren“, erzählt sie.
Der Ehrgeiz hatte sie gepackt und „der Meisterbrief zählt etwas“,
weiß sie heute. Sie denkt, dass man in ihrem Beruf einer Frau
„eher vertraut, wenn sie Meisterin ist“. „Auf dem Land kann man
den guten Ruf schnell verlieren. Gute Arbeit spricht sich rum,
schlechte aber auch.“
Als SilviaBackes ihre Lehre imWunschberuf beimVater begann,
hatte sie in der Berufsschule nur noch eine weibliche Kollegin
unter mehr als 20 Teilnehmern. „Der Respekt der Jungs war aber
immer da, auch die Wertschätzung der männlichen Kollegen
später in der Meisterklasse.“ Sicher lag es auch an ihren guten
Leistungen, die ihr die Anerkennung ihrer Mitstreiter einbrachte.
„Der Malerberuf ist so kreativ und Frauen haben oft ein beson-
deres Faible für Formen und Farben“, ist die Meisterin sicher.
Deshalb kommt sie bei den Privatkunden besonders gut an. „Bei
Wohnraumveränderungen haben meist Frauen das Sagen und wir
sprechen die gleiche Sprache“, lacht sie. Aus der Vielzahl ihrer
Aufträge, inderenErledigung sie stetsmehr sahals „lediglichGeld
zu verdienen“, möchte sie keinen hervorheben. „Der Malerberuf
ist meine Berufung undmein Lebenselixier. Solange wiemöglich
möchte ich mit Farben und Tapeten arbeiten.“
DerMalerbetriebBackes bietet alle anfallendenMalerarbeiten an,
von anspruchsvollen Innenarbeiten bis zur Fassadengestaltung.
Die Kunden in der Region halten ihrer Meisterin die Treue.
oderMalerundLackiererwerden
möchten.Dreiseinerehemaligen
Lehrlinge,darunterSohnMarcel,
besuchen derzeit in Vollzeit den
Meistervorbereitungslehrgang
bei der HwK Koblenz. „Wich-
tig ist, dass die jungen Leute
mit Freude und Leidenschaft
bei der Sache sind, dann macht
ihnen die Ausbildung auch
Spaß. Der Kunde spürt, ob der
Handwerker seinen Beruf mit
dem Herzen ausübt und darin
mehr als eineGelderwerbsquelle
sieht“, so Blum. Als Koopera­
tionsbetrieb des Internationalen
Bundes, einem der großen
deutschen Dienstleister in den
Bereichen der Jugend-, Sozial-
und Bildungsarbeit, gibt er gern
Jugendlichen mit Handicap im
Leistungs- oder sozialenBereich
eine Ausbildungschance. Auch
mitderAusbildungsberatungder
Kammr arbeitet er zusammen.
Michael Blum steht exem-
plarisch für eine berufliche
Entwicklung im Handwerk. Er
ist gelernter Werkzeugmacher.
Mit dem Eintritt in den von
seinem Schwager gegründeten
Malerbetrieb absolvierte er
zunächst eine Gerüstbauerlehre,
brachte es hier zur Meister-
schaft. Er qualifizierte sich zum
Fassadentechniker und legte
bei der HwK Koblenz eine
Fertigkeitsprüfung für das Ma-
ler- und Lackiererhandwerk ab.
Er erwarb die Berechtigung zur
Ausbildung speziell in diesem
Handwerk.„JungenLeutenWer-
te zu vermitteln und den Stolz,
ein Handwerker zu sein, ist mir
sehrwichtig.“DiesePhilosophie
setzt er mit seinem Team auch
in ehrenamtlichenProjektenum.
Sei es ein Lkw mit Sand, den er
zur Freude der Kinder in einem
Kindergarten vorbeibrachte,
oder Renovierungsarbeiten in
gemeinnützigen Einrichtungen.
Aus jedem Auftrag
wird ein Einzelstück
Ist der Ruf erst ruiniert lebt es
sichrechtisoliert“,wandelterein
Sprichwort ab. „Für die Arbeit
im ländlichen Raum trifft dies
voll zu. Wer im dritten Stock
eines Hochhauses in Frankfurt
schlechte Arbeit geleistet hat,
kann trotzdem noch einen Auf-
trag in der ersten Etage erhalten.
In unserer Region ist dies un-
möglich“, weiß Blum. Er freut
sich über die Empfehlungen zu-
friedener Kunden. Hochwertige
Vlies-Tapeten im ausgefallenen
und fantasievollen Dekor liegen
derzeit imTrend. Die Farbe Lila
als Eyecatcher ist angesagt. Wer
es extravagant liebt, kann sich
für Goldeffekte an der Wand
entscheiden. „
D e n
Trend gibt
es nicht. Wir machen aus jedem
Auftrag ein Einzelstück“, bringt
Blum seine Philosophie auf den
Punkt.
Michael Blum mit seinen Zertifikaten. Sie dokumentie-
ren seinen steten Willen, sich weiterzubilden.
Silvia Backes liebt das Leben auf dem Land.
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