Handwerk Special Nr. 64 vom 29. Oktober 1998 - page 4

Steinsberger Metallbauer mit vollenAuftragsbüchern und freien Lehrstellen!
InnovativesUnternehmen:
Steinsberger Metallbauer und ihre europaweitenWerbefeldzüge
Die letzten Meter aus dem
Lahntal heraus nach Steinsberg
imRhein-Lahn-Kreiswäreneine
Herausforderung für jeden Ral-
lye-Fahrer. Und auch wenn es
im Wald neben der engen Ser-
pentinenstreckekeineElchegibt,
hätte das kleinste Produkt eines
Stuttgarter Autobauers hier si-
cher Probleme mit der Boden-
haftunggehabt.Darüberschmun-
zeltFriedrichAhlgrimm,Schlos-
sermeister aus Steinsberg. La-
chen geht nicht - die Stuttgarter
sind einer seiner bestenKunden.
Auch wenn die A-Klasse nur
selten durch das 210-Seelendorf
rollt, die Arbeit des Metallbau-
unternehmensvonFriedrichAhl-
grimm (45) mit seinen 20 Mit-
arbeitern hat dafür gesorgt, daß
der Kleine ganz groß raus kam.
„Wir habenander Präsentations-
bühne alles gebaut, was aus Me-
tall ist.“
Was der normale Autohausbe-
suche unter Präsentationsbühne
versteht, ist meist zwei Meter
breit und vier lang und sorgt
dafür, daß aufChromrohren eine
Radecke zwanzig Zentimeter
höher steht als der Rest des Au-
tomobils.
W a s
Friedrich
A h l g r i mm
und Mercedes-
Benz unter „ihrer“ Prä-
sentationsbühne verstehen, ist
ein gigantischer Kubus mit je-
weils 18 Metern Kantenlänge
und wiegt einige Tonnen. Ein
KonglomeratausStahl,Holzund
Kunststoff, das europaweit auf
die Reise geschickt wurde und
in 19 Großstädten - von Kopen-
hagen bis Neapel - mit Informa-
tion und künstlerischen Darbie-
tungen für den kleinsten Merce-
desRiesenpunkte sammelte.Die
Steinsberger sorgten imVorfeld
mit ihrerArbeit für dasGelingen
dieses gigantischen Werbefeld-
zuges, bauten den Riesenwürfel
auf und wieder ab, der, wenn er
vierMeter höher wäre, laut Bau-
richtlinien als Hochhaus klassi-
fiziert werden müßte.
1986 hat Friedrich Ahlgrimm
sein Metallbauunternehmen ge-
gründet. Fünf Mitarbeiter zählte
damals die Belegschaft, 20 sind
es heute. Nach Lehre, Gesellen-
und Meisterprüfung - die er alle
als Bester seines Jahrganges ab-
solvierte - ging er auf die Walz,
arbeitete in mehreren metallver-
arbeitenden Großunternehmen
und sammelte so zusätzliche Er-
fahrungen. 1986 dann die Selb-
ständigkeit, drei Jahre später der
erste Großauftrag: Für die Rüs-
selsheimer Opel AG bauten die
Steinsberger eine IAA-Präsen-
tationsbühne. Der Startschuß für
dasMessegeschäft war gefallen,
Mercedes-Benz, Saab und Audi
wurden als neueKundengewon-
nen. Mailand, Brüssel, Genf,
London oder Prag wurden zu
neuenArbeitsplätzender
Mitarbeiter.DieAuf-
tragsbücher füll-
ten sich, ein
neuer Be-
trieb wur-
de am
O r t s -
r a n d
v o n
stand müsse bis Freitag aufge-
baut sein.“ Dann spielt der Fak-
torZeitdieHauptrolle.ViaISDN
laufen CAD-Konstruktionen in
der Firma ein, werden im DIN
A0-Format ausgedruckt. Die
Männer in der Werkstatt stehen
dann Werkzeug bei Fuß, auf die
Uhr schaut niemand. „Das ist
dann nicht nur eine Frage der
Zeit oder Qualität, sondern auch
der Motivation.“
Ahlgrimms „bunte Truppe“ re-
krutiert sich aus fünf Meistern,
darunter Schreiner-, Schlosser-
und Heizungsbauermeister. Zur
Belegschaft zählen auch Mau-
rer, Elektriker und Feinmecha-
niker und ein Lehrling. „Die
Nachwuchsfrage ist bei uns of-
fen, wir suchen noch junge Leu-
te, die handwerklich und emo-
tional in unser Team passen.“
DieAuswahlkriterien sindhoch,
doch wer hier lernt und arbeitet,
muß sich um seine berufliche
Zukunft keine Sorgen machen.
S t e i n s -
berg ge-
baut. „Der ist
heute auch schon
wieder zu klein“, so
Ahlgrimm,der Pläne für
dieExpansioninderSchub-
lade hat.
Fünf Millionen Mark Umsatz
weist die Unternehmensbilanz
heute aus, die Auftragsbücher
sind voll. „Vollgesogen“ nennt
das Friedrich Ahlgrimm. Vor
zwei Tagen wollte er deswegen
denAuftrag einesWeltkonzerns
ausschlagen.NachwenigenStun-
denklingelte dasTelefon erneut:
Er solle den Auftrag als Koordi-
nator verantworten, wer die Ar-
beiten ausführe, sei egal. Das
geht über das Vertrauen in die
handwerkliche Arbeiten des
Steinsbergers hinaus, längst ist
er auch „Manager“. „Manchmal
kommt ein Auftrag amMontag-
abend, ein Mailänder Messe-
Klarer Blick nach vorn: Metall-
bauer Friedrich Ahlgrimm mit
einem seiner besten Kunden.
Für die Werbebühne der A-
Klasse von Mercedes Benz
(oben) baute das Metallbau-
unternehmen Ahlgrimm aus
Steinsberg (links) alle Kompo-
nenten aus Metall. Doch nicht
nur Großunternehmen, auch
Leute aus der Nachbarschaft
gehören zur Kundschaft.
Laser-Technik:
Feuer frei!
Die Lasertechnologie und
deren Sicherheitsbestimmun-
gen beim Einsatz in mittelstän-
dischen Unternehmen ist The-
ma einer Weiterbildungs-
veranstaltung am 13. Novem-
ber ab 8 Uhr im Laserzentrum
des Metall- und Technologie-
zentrum der HwK Koblenz
(August-Horch-Str. 8). Exper-
ten erläutern Möglichkeiten
des sicheren Umgangs mit
Laseranlagen, besonders im
Strahlungsschutz. Auch die
Materialbearbeitung, u.a. von
Holz, Metall, Kunststoff oder
Keramiken werden erläutert
und praktisch demonstriert.
Info-Tel. und Anmeldung:
0261/398-512, Fax: -988, e-
mail:
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