Handwerk Special Nr. 64 vom 29. Oktober 1998 - page 5

Wie ein Hunsrücker Metallbauer den Erdball in eine riesige Badewanne verwandelt
Weltenbummler:
Dort, wo andere gerne einmal im Le-
ben Urlaub machen würden, arbeiten er
und seine Mitarbeiter: Arno Feldenz aus
Gödenroth im Hunsrück. Dubai, USA,
Mexiko, Japan, Ku-
weit, China, Kanada
- dieBaustellen ver-
teilen sich rund um
denGlobus.Unddas,
was manchem den
Urlaubunvergeßlich
macht, baut derHuns-
rücker Maschinen-
baumechanikermei-
ster und seineMitarbeiter: Erlebniswelten
aus Stahl, vom Hotelbau bis zur Wasser-
Raftinganlage.
Dubai. IndenblauenHimmel des Scheich-
tums am Persischen Golf recken sich drei
stählerneArme, 60Meter hoch.Was sie in
„ihren Händen“ halten ist ein Hotel der
Superlative. Moderne Architektur wird
aus Stahl und Glas mit handwerklicher
Präzision in die Wirklichkeit gezaubert.
Die da unter der strahlenden Sonne der
arabischenHalbinsel in schwindelerregen-
derHöhe arbeiten, kommen aus allerWelt.
Ein paar Stimmen sprechen deutsch. Ihr
Heimatort ist Gödenroth im Hunsrück.
„Wenn wir mit der Außenfassade fertig
sind, beginnen die Arbeiten an der Was-
ser-Raftinganlage“, so der 33jährigeArno
Feldenz. Undwenn siemit der Anlage, auf
der kleine Boote im kühlen Wildwasser-
Naß durch die Wüste fahren, fertig sind,
geht´s für kurze Zeit in den Hunsrück
zurück. Tage später ruft dann wieder die
weite Welt.
1989 beginnt die Erfolgsstory von Ma-
schinenbauer Arno Feldenz: Unmittelbar
nach der Meisterprüfung bei der HwK
Koblenz gründet er in einer Scheune sein
Maschinenbauunternehmen. Mit Lohn-
fertigungen und Sonderanlagen verdie-
nen er, sein damaliger Partner und die
ersten beiden Mitarbeiter ihr Geld. Schon
damals zieht der 23jährige den Erfolg
magisch an: Das Geschäft floriert, der
Umsatz steigt. Ein neuer Betrieb wird in
Gödenrothgebaut.DieAuftraggeberkom-
men vorrangig aus der Automobilindu-
strie und der Flughafentechnik. Für den
Frankfurter Airport bauen die Hunsrücker
Catering-Fahrzeuge, die als „nackter“
LKWnurmit Führerhaus dieHalle „betre-
ten“, mit riesigen Aufbauten wieder zu-
rück zum größten Flugplatz Europas ge-
schickt werden. EineHydraulikhubanlage
hebt die Aufbauten dort bis an die Flug-
zeugrümpfe zumBe- undEntladen. Selbst
mobile Tower und Prüfstände für
Flugzeugtriebwerke kommen heute aus
Hunsrücker stählerne Erlebniswelten rund um den Globus
tionalen Kontakte sieben Sprachen be-
herrscht. Hier denkt man in neuen Dimen-
sionen. Der Lohn: Volle Auftragsbücher
überdieJahrtausendwendehinaus,15Mio.
Mark Jahresumsatz. Und auch wenn der
Geldfluß „Erlebnisbauten“ gut läuft, will
ArnoFeldenz denGeschäftsbereich „Son-
dermaschinenbau“ nicht vernachlässigen.
Bei den Holzverarbeitungsanlagen hat er
den Fuß bereits in den Markt gesetzt und
auchhierdieinternationaleBühnebetreten.
„Nebenbei“ ist Workoholic Feldenz ver-
heiratet, hat zwei Kinder. Ehefrau Heike
hat er stets um sich, sie arbeitet im Unter-
nehmen mit. Die Familie ist ihm wichtig,
nicht nur die eigene: Jährlich geht die
Belegschaft mit Anhang gemeinsam auf
„Betriebsausflug“. Man lernt sich besser
kennen und stärkt die Motivation - so
Arno Feldenz. Denn bei aller Kreativität
und Fleiß weiß er: „Ein Betrieb ist immer
nur so gut wie seine Mitarbeiter.“
Dem Himmel auf der arabi-
schen Halbinsel 60 Meter
näher: Für dieses Erlebnishotel
im Dubai bauten die Göden-
rother Ha-Fe-Ma-Mitarbeiter
die „stählernen Arme“ und
eine Wasser-Raftingbahn.
Gar nicht „Hein-
BLÖD“, sondern
der Dagobert
Duck aus
Gödenroth: Mit
Raftingbahnen
und deren
Ausrüstung ging
Arno Feldenz
samt Betrieb baden:
Im „Geldbad“.
Gödenroth. „Die Prüfstände haben wir
zusammen mit der Universität München
entwickelt, denndamuß statischundhand-
werklich absolut präzise gearbeitet wer-
den.WasanunseremGestelluntendranne-
hängt, will mit 3.500 Tonnen Schubkraft
nach vorne wegfliegen.“
1994 etabliert sich die von Arno Feldenz
gegründete Firma HA-FE-MA in einem
neuen Segment: DemBau von Freizeitan-
lagen, in erster Linie Wasser-Rafting-
anlagen. Eine Marktlücke wurde aufge-
spürt, das Geschäft entwickelt sich über
die Landesgrenzen hinaus. Im Unterneh-
men wird von der Konstruktion bis zur
Auslieferung in alle Herren Länder ein
Komplettservice angeboten. In der erwei-
terten Werkhalle - sie mißt heute fast 100
mal 40 Meter - wird in mehreren Fachbe-
reichen gearbeitet, von der Elektrotech-
nik,Pneumatik,HydraulikbiszurSchweiß-
technik. Um die Nachfrage nach seinen
Anlagen zu befriedigen, stellt Arno Fel-
denz ständig neue Mitarbeiter und Lehr-
linge ein. 1995 sind es 18 Leute, heute 45.
Fünf Lehrlinge werden zur Zeit ausgebil-
det, „wir werden alle übernehmen, sollte
die Auftragslage so gut bleiben, wie sie
heute ist.“, so der Handwerker.
Sprung ins „Geldbad“
Auchwenn er mit seinen Freizeitbauten in
Dagobert Ducks´s Goldtresor hineinge-
fallen ist, für „Geldbaden“ hat der 33jäh-
rige keine Zeit. Ständig entwickelt er neue
Ideen, hat gerade drei neue Patente welt-
weit angemeldet. Ein paar „Weltneu-
heiten“ hat er zusätzlich in der Schublade.
Büros in Japan oder den USA sorgen
dafür, daß sich die Gödenrother Ideen
international gut verkaufen. Multitalent
Feldenz schaltet Anzeigen in amerikani-
schen Fachzeitschriften, hat einen Mitar-
beiter eingestellt, der wegen der interna-
1,2,3,4 6,7,8,9,10,11,12,13,14,15,...26
Powered by FlippingBook