Handwerk Special Nr. 64 vom 29. Oktober 1998 - page 6

Drei Metallhandwerker, die ihren Beruf echt drauf haben und damit etwas erreichen
Namen &Gesichter:
Numan Kocak (19) fiel die Be-
rufswahl nicht schwer. “Mich
fasziniert Metall und ich arbeite
gern präzise. Die Ausbildung
zum Metallbauer ist da genau
das richtige!“ Er ist im dritten
Lehrjahr bei Metallbau Hans
Kessel in Remagen und hat sich
für die Fachrichtung Konstruk-
tionstechnik entschieden. „Ob
Sonderkonstruktionen für die
Industrie, Maschinen, Ausrü-
stungen, Vorrichtungen ..., jede
Aufgabe fordert mich neu. Ide-
en und Genauigkeit sind in mei-
nem Beruf gefragt und der Ein-
satzverschiedenerSchweißtech-
niken ist der Hit. In meiner Fir-
WernerSchäfer(47),Metall-
bauermeisterausOberwinter,er-
hält den rheinland-pfälzischen
Preis für „Outputorientierte
Innovationsförderung“. Mit 14
beginnterseineLehrealsSchlos-
ser auf der Schiffswerft in Ober-
winter, macht mit 21 die Mei-
sterprüfung
und über-
nimmt zwei
Jahre später -
als sein Vater erkrankt - das tra-
ditionelleFamilienunternehmen,
das sich bis Ende des vergange-
nen Jahrhunderts zurückverfol-
gen läßt.
„Schon als Vierzehnjähriger
habe ich im Betrieb Revolutio-
nenveranstaltet,“ schmunzelt er,
„auf eigene Faust abends die
gesamteElektrik lahmgelegt, die
dunklen Wände abgespritzt und
weiß verputzt. Bei der Metall-
verarbeitung habe ich angefan-
gen, mit Rechteckrohren zu ar-
beiten. Für einen Kunden haben
wir aus diesem Material eine
Dachkonstruktion gebaut; als
Schnee darauf fiel, hatte mein
Vater Bedenken. Da bin ich ein-
fach draufgesprungen, habmich
drangehängt und geschaukelt -
es hielt.“ Er räumte manchmal
ohne Wissen seines Vaters älte-
re Maschinen aus der Werkstatt,
um so neue Technologien in den
Betrieb einzuführen.
„Was können wir besser ma-
chen?“, fragt sich Schäfer täg-
lich.Aus demEin-Mann-Betrieb
ist heute ein hochmodernes Un-
ternehmengeworden,eineDenk-
fabrik mit 20 Mitarbeitern, dar-
unter drei Lehrlinge. Sehr früh
führt er Schutzgasschweißen
oder CAD ein, schickt seine
Lehrlinge zu CNC-Kursen. „Es
gehört einfach dazu!“ Gern holt
sich Werner Schäfer Anregun-
gen bei den HwK-Beratern oder
ma fühle ich mich total wohl,
TechnikundKlima stimmenein-
fach.“
Sein Chef, Hans Kessel, steckt
seine Lehrlinge mit seinem En-
gagement an: Er ist selbst im
Vorstand der Kreishandwerker-
schaft Ahrweiler, Mitglied im
Prüfungsausschuß, und fördert
den Nachwuchs, wo er kann.
„Wir bilden derzeit sechs junge
Leute aus,“berichtet seineToch-
ter, Doris Körbel, „zwei im
Heizungsbau und vier im Stahl-
bau.“ IhrMann JoachimKörbel,
Metallbauermeister, will dieFir-
ma später mit seiner Frau im
Metallbau übernehmen. Den
BereichHeizungsbau leitet Sohn
Albert Kessel.
Numan Kocak geht auch sehr
gern insHwK-Metall- undTech-
nologiezentrum: „Die Lehrgän-
ge bei der HwK sind klasse. Das
Zentrum ist top ausgestattet und
die Ausbilder kennen sich aus.
Keine Frage, nach der Lehre
geht´s hier mit Weiterbildung
und Meisterprüfung weiter.“
Informationen
über alle
Handwerksberufe bei den
HwK-Ausbildungsberater,
Tel.: 0261/398-323, Fax: -989,
e-mail:
technischen Experten: zu Laser-
technologie oder zu neuen
Schweißverfahren genauso wie
zu Qualitätsmanagement.
Seine vollautomatische Wasch-
anlage für Nutzfahrzeuge wird
bei der outputorientierten Inno-
vationsförderungdesLandesmit
100.000 DM anerkannt. Sie ist
transportabel, wartungsfrei,
langlebig, mit Gleitlagern,
Kunststoff mit Edelstahl, damit
es keine Abdichtungs- und
Schmierprobleme gibt; 3,30
Meter muß sie breit sein, be-
rücksichtigt bei LKWdieSeiten-
spiegel, dazu kommt ein spezi-
eller PKW-Anhänger für den
Transport zum Kunden.
WernerSchäfersStärkesindPro-
dukte für individuelle Kunden-
wünsche: Er baut Modulwagen
für Transporte aller Art, den
Wasserstrahlantrieb für die
ENTERPRISE auf dem Rhein
genauso wie einen transporta-
blenGeldcontainer odereinBau-
gerüst mit inte-
griertem Werk-
zeugcontainer,
der gleichzeitig
als Gerüstunterbau dient. Sein
Hochwasserboot ist der neueste
Hit: Es ist auch von Ungeübten
leicht zu bedienen, in tiefen wie
flachen Wassern geeignet, kann
dank seiner Räder auch auf dem
Land fortbewegt werden und
wird auch dem Transport älterer
Menschen gerecht. Um Ideen ist
Werner Schäfer auch in Zukunft
nicht verlegen: „Kein Problem,
wir erfinden weiter.“
Faszination durch Präzision: Numan Kocak lernt Metallbauer
HoheAnerkennung für Ernst Müller
Maschinenbaumechani-
kermeister Ernst Müller aus
Lingerhahn wurde mit dem
Verdienstorden des Landes
Rheinland-Pfalz ausgezeich-
net. „Tragen Sie diesenOrden
mit Stolz! Für andere soll er
ein Ansporn sein und ein äu-
ßeres Zeichen des Dankes für
IhrenpersönlichenEinsatz für
ihre Mitmenschen.“ In einer
Feierstundenimmt ErnstMül-
ler (64) den Landesverdienst-
orden aus der Hand von Land-
rat Bertram Fleck entgegen.
„NachmeinerMeisterprüfung
war ich 25 Jahre lang Ma-
schinenbaumechanikermei-
ster und Leiter der Lehrwerk-
statt bei der Firma Teves in
Rheinböllen“, berichtet Ernst
Müller. „Seit 1978 habe ich in
meiner Firma an einem Pro-
jekt der Landesregierung zur
Förderung von lernbehinder-
ten Jugendlichen in der Be-
rufsausbildung gearbeitet. Si-
cher gehört auch spezifische
Hilfe dazu, aber sie sollten
gemeinsammit allen Lehrlin-
gen ausgebildet werden. Es
ist doch eigentlich ganz nor-
mal, sich für andere einzuset-
zen. Was man weiß, muß man
weitergeben.Deshalbhelfeich
auch gerade Schwächeren auf
ihremWeg.“DasKonzept fin-
det in weiteren Projekten sei-
ne Fortführung.
Bei der HwK engagiert sich
Müller seit 1985 im Meister-
prüfungssausschuß der Me-
tallbauer, ist seit 1994 stell-
vertretender Vorsitzender.
„Grundlagen und neue Tech-
nologien so zu vermitteln, daß
diePrüfungkeinAbfragenvon
Wissen sondern ein Fachge-
sprächdarstellt, istmeinZiel.“
Über 30 Jahre arbeitet er in
Betriebsrat und IG-Metall als
Delegierter der Vertreterver-
sammlung: „Ohne die Unter-
stützung meiner Frau wäre
dies alles nicht möglich.“ Im
Wohnort bemüht er sich, al-
leinstehende Menschen in die
Gemeinschaft zu integrieren.
Im Metall- und Technologiezentrum fast schon zu
Hause: Ernst Müller begutachtet Prüfungsarbeiten.
Kleine Revolutionen - große Innovationen
Die
Wasch-
straße auf
Rädern
von Me-
tallbauer
Werner
Schäfer,
in die
sogar
LKW
einfahren
können,
ist den
output-
orientierten
Innovations-
preis des
Landes
Rhein-
land-Pfalz
wert.
Er ist ein
Fan des
HwK-
Metall-
und
Technolo-
giezen-
trums:
Metall-
bauer
Numan
Kocak
freut sich,
wenn die
überbe-
trieblichen
Lehrgänge
anstehen.
1,2,3,4,5 7,8,9,10,11,12,13,14,15,16,...26
Powered by FlippingBook