Handwerk Special Nr. 95 vom 17. September 2003 - page 21

Karriere mit Lehre: Die HwK-Ausbildungsberater helfen beim Start
17. September 2003
Nr. 95
HwK-Ausbildungsberater
0261/ 398-323
Die HwK bietet den Betrie-
ben an, sie bei der Auswahl
des geeigneten Lehrstellen-
bewerbers zu unterstützen.
IhreAusbildungsberater ste-
hen ihnen während der ge-
samten Lehrzeit als Partner
zur Verfügung. Sie sind Bin-
deglied zu den Handwerks-
innungen und ihren Lehr-
lingswarten, zu den Prü-
fungsausschüssen der Kreis-
handwerkerschaften und den
Handwerksverbänden. Sie
pflegen auch den Kontakt zu
Berufsschullehrern und den
Eltern der Lehrlinge.
Informationen zu Fragen
der Ausbildung und zu
den Lehrstellen bei den
HwK-Ausbildungsberatern:
Tel.: 0261/ 398-323
Fax: 0261/ 398-989
E-Mail:
Internet:
Lehrstelle „mit Biss“: Meister und ihre Lehrlinge erzählen, wie sie zusammenkamen
Das neue Lehrjahr hat jetzt begonnen –
Aus der Anonymität zur Lehrstelle: René Gerharz aus Koblenz
ist glücklich. Zum 1. August begann er eine Lehre als Zahn-
techniker im Dentallabor Mies in Mendig. „Das ist mein
Wunschberuf“, sagt der 18-Jährige. „Ich habe ein Feeling für
feinmotorisches Arbeiten, bastle und modelliere gern“. Eine ent-
sprechende Lehrstelle zu finden, war jedoch gar nicht einfach.
Über das Arbeitsamt erfuhr er
von der Ausbildungskampagne,
die die HwK Koblenz im Juni
gemeinsam mit Kommunen,
Kirchen und Arbeitsämtern ge-
startet hat. Ziel der Kampagne
ist es, zusätzliche Lehrstellen
zu schaffen und Jugendliche auf
der Suche nach einem Ausbil-
dungs- oder Praktikumsplatz
intensiv zu beraten und zu be-
treuen. Eine Aufgabe für die
HwK-Ausbildungsberatung:
„Wenn Jugendliche sich bei uns
melden, betreuen wir sie vom
ersten Kontakt über ein Vor-
stellungsgespräch im Ausbil-
dungsbetriebbis zumAbschluss
des Lehrvertrags. Die Lehr-
stellenbewerber treten aus der
Anonymität. Sie werden nicht
verwaltet, sondern aktiv betreut.
Sie schlummern nicht inKartei-
en, sondern spüren die Bewe-
gung“, schildert HwK-Aus-
bildungsberaterin Petra Stotz
ihre Arbeit.
Mit großemEngagement betreu-
en die zehn Ausbildungsberater
unddrei Lehrstellenakquisiteure
der Kammer die Bewerber. Pe-
tra Stotz gelang es imkonkreten
Fall, René und den Zahntech-
nikermeister Stefan Mies zu-
sammenzubringen. „Ich habe
zunächst gezögert, erneut aus-
zubilden, mich dann aber mei-
ner moralischen und sozialen
Verpflichtungbesonnen“, erläu-
tert StefanMies. Zusätzlichmo-
tiviert in seinem Ausbildungs-
René Gerharz
steigt bei Zahn-
technikermeister
Stefan Mies als
neuer Lehr-
ling ein.
willen hat ihn auch der Aufruf
vonHwK-Präsident Karl-Heinz
Scherhag und Hauptgeschäfts-
führer Karl-Jürgen Wilbert.
Seit 1990 ist StefanMies selbst-
ständig. 13 Mitarbeiter, darun-
ter zwei Lehrlinge, bilden das
Team. Einen engagierten und
„Mir hat auch jemand die
Chance auf eine Lehrstelle
gegeben“, erinnert sich Kfz-
Meister und Geschäftsführer
Peter Potthoff an seine Ju-
gendzeit, als er seine Lehre
ganz bewusst nicht im elterli-
chen Betrieb antreten und
stattdessen andere Werkstatt-
luft schnuppern wollte.
Nach Gesprächen mit Aus-
bildungsberatung und Lehr-
lingsrolle der HwK entschied
sich das Team vom Autohaus
Weissenfels inMon-
tabaur, eine zu-
sätzliche Lehrstel-
le für einen Kfz-
Mechatroniker
anzubieten.
Zwei Azubis
im Büro, Kat-
rin Hehl und
Clarissa Theis,
und einer in der
Werkstatt, Tur-
gay Türk, waren
ohnehin eingeplant. Mit
Maik Müller sind die vier
Neuen jetzt komplett und haben
ihre Lehre am 1. August begon-
nen. „Auf die Ausschreibung in
der HwK-Lehrstellenbörse und
beim Arbeitsamt bekamen wir
innerhalb kürzester Zeit über
100 Bewerbungen. 20 Bewer-
ber ludenwir zumVorstellungs-
gespräch ein, 14 kamen - einige
hatten bereits etwas anderes
gefunden. An Maik überzeugte
mich vor allem sein Wollen“,
erläutert Peter Potthoff.
Maik Müller wiederum, der bei
einem Praktikum seine „Freude
am Schrauben“
und dem Er-
folgserlebnis
Autohaus Weissenfels: Ein Kfz-Mechatronikerlehrling über Plan
interessierten Lehrling hat er
sich gewünscht, mit dem auch
das Team klarkommt. Der erste
Eindruck bei dessen Besuchmit
der HwK-Ausbildungsberaterin
war positiv. EinKurzpraktikum
überzeugte ihn von Renés Eig-
nung und der Lehrvertrag wur-
de abgeschlossen.
Lehrling Maik Müller
und Kfz-Meister Peter
Potthoff.
entdeckt hatte, wenn „etwasDe-
fektes dann wieder funktio-
niert“, freut sich über die Lehr-
stelle „in einer Werkstatt mit
bestemRuf in der Region“. Zum
Autohaus Weissenfels, das Pe-
ter Potthoff mit seinem Bruder,
Dipl.-Betriebswirt Robert Pott-
hoff, führt, gehören in Werk-
statt undVerwaltung 30Mit-
arbeiter, darunter sieben
Lehrlinge und sechsMeis-
ter in der Kfz-Technik
und Karosseriein-
standsetzung.
„Unsere Leute ha-
ben die Meisterprü-
fung bewusst für sich
gemacht, denn wir ha-
ben nicht für alle eine
Meisterstelle“, unter-
streicht Peter Potthoff
den Stellenwert
dieser hand-
w e r k l i c h e n
Qualifikation -
und seine eige-
ne Motivation:
„Ich muss für
meine Arbeit
gerade stehen
können und
möchte dafür et-
was Nachweis-
bares in der Hand
haben.“
Kai Zamzow aus Mayen nutzt
seine zweite Ausbildungs-
chance zum Gebäude-
reiniger. Bereits vor
fünf Jahren hat der
heute 20-Jährige
eine Gebäuderei-
nigerlehre in der
Firma „Darist“ in
Mayen begonnen.
„Ich war damals
einfach nicht reif
genug für eine
Ausbildung, hatte
die
falschen
Freunde und nur
Unsinn imKopf“,
begründet er sei-
nen damaligen
L e h r a b b r u c h .
„Nach einem
schweren Auto-
unfall wurde ich
sozusagen neu ge-
boren“, erzählt er.
Noch imKrankenhaus be-
schloss Kai, seinen Lebens-
wandel grundsätzlich zu ändern.
„Ich bin umgezogen, war bei
der Bundeswehr, habe alteKon-
takte abgebrochen undmich pri-
vat neu orientiert. Auch beruf-
lich habe ich einen neuen An-
fang gesucht. OhneAusbildung,
nur als Helfer zu jobben, hat
mich nicht befriedigt“, berich-
tet Kai. Im Rahmen der Aus-
bildungskampagne der HwK
meldete er sich dort. Der Aus-
bildungsberater der Kammer
ermutigte ihn, noch einmal
im ehemaligen Ausbil-
dungsbetrieb vorzuspre-
chen. „Gemeinsam sind
wir in die Firma ge-
fahren. Ich hatte
schon etwas Bauch-
drücken“, erinnert
er sich.
Nach dem Gespräch
zwischen Kai, Alois
Knieper, Betriebsleiter
der Firma, und demAus-
bildungsberater der
Kammer stand fest: Kai
erhält eine zweite Chan-
ce. Er überzeugte im
Praktikum und
bekam
den
Lehrvertrag.
„Pünktlichkeit
war früher ein
Fremdwort für
mich. Heute bin ich
immer bereits eine viertel Stun-
de vor Arbeitsbeginn da“, so
Kai. Auch Alois Knieper ist
positiv von dem „neuen, alten“
Lehrling angetan. „Ich habe
keine Vorurteile. Was zählt ist
unsere gegenwärtige Zusam-
menarbeit.“
Eine zweite Chance
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