Handwerk Special Nr. 95 vom 17. September 2003 - page 15

Von den Vätern an die Söhne
Malerbetrieb Windheuser feiert 110 Jahre
110 Jahre am Markt / Seit 50 Jahren dem Betrieb treu
17. September 2003
Nr. 95
Vier Meister, dreizehn Gesellen, ein Lehrling und eine Büroangestellte bilden das Team des Maler-
betriebs Windheuser aus Kettig.
„In den 110 Jahren des Beste-
hens hat sich unser Betrieb auch
dadurch ausgezeichnet, dass der
Generationswechsel stets gut
geplant und zum richtigen Zeit-
punkt vollzogenwurde“, erzählt
Ottwin Windheuser, der den
Malerbetrieb in der dritten Ge-
neration führt. „Natürlich ha-
ben sich auch Umfang und Art
der von uns ausgeführten Ar-
beiten verändert. Das heißt, wir
haben uns stets an den aktuellen
Gegebenheiten orientiert“, er-
gänzt er.
Windheuser weiß, dass die Ma-
lerarbeiten zur Gründerzeit des
Unternehmens durch seinen
Großvater Johann Windheuser
ausschließlich in den Sommer-
monaten durchgeführt wurden.
Nach dem 1.Weltkrieg übergab
der Firmengründer
an seinen Sohn Jo-
imBetrieb. 1972, nachderMeis-
terprüfung, übernahm er das
Zepter von seinem Vater.
Generationswechsel geplant
„Für mich war klar, in die Fuß-
stapfen von Großvater und Va-
ter zu steigen. Damals gab es
gar keine Diskussion“, erzählt
Windheuser. Seinen beiden
Söhnen Stefan und Frank ließ er
völlig freie Hand bei der
Berufswahlentscheidung. Dass
beide dennoch den Beruf ihres
Urgroßvaters, Großvaters und
Vaters gewählt haben, gefällt
ihm. Dass sie bereits den Meis-
terbrief und Frank denBetriebs-
wirt des Handwerks in der Ta-
sche haben,macht ihn sehr stolz.
Der Neubau des Firmengebäu-
des imvon der GemeindeKettig
neu erschlossenen Gewerbege-
biet ist auch eine Investition in
die vierte GenerationWind-
heuser. Für 2005 ist die
Übergabe geplant.
Kunden aus der Gründerzeit
Noch heute wird über Genera-
tionen hinweg bei Privatkun-
den gearbeitet, bei denen be-
reits der Firmengründer tätig
war. Darüber hinaus zählen
Kommunen, Behörden und Fir-
men zu den Auftraggebern. Das
Tätigkeitsgebiet dehnte sich in
den Jahren weit über die Gren-
zen von Kettig bis in den Frank-
furter Raum aus. Kundenauf-
träge führten bereits nach Ber-
lin und Tessenderlo in Belgien.
„Zuverlässigkeit und solide
handwerklicheArbeit zubezahl-
baren Preisen sprechen sich her-
um“, erklärt derMeister die gute
Wirtschaftslage seines Unter-
nehmens. „In diesem Jahr ha-
ben wir allerdings auch den
Wind von vorn gespürt“, räumt
er ein.
110 Jahre Maler- und Lackiererbetrieb Windheuser in Kettig ist
Anlass zum Feiern, aber auch die Suche nach Antworten. Wie
schafft es ein Unternehmen, sich so lange am Markt zu behaup-
ten? Reicht solide handwerkliche Arbeit aus? Welches Konzept
hat sich über die Generationen behauptet? Was gaben die Väter
ihren Söhnen mit auf den Weg? Am 20. September, 11 Uhr, be-
dankt sich die Familie Windheuser mit einem Tag der offenen
Tür bei allen Kunden, Freunden und Bekannten.
„Farbe gibt
der Seele
Auftrieb“,
wissen Ma-
lermeister
Ottwin Wind-
heuser und
seine Frau.
„Ich gehe gerne in die Firma“
Horst Göller ist seit 50 Jahren seinem Betrieb treu
„Kfz-Mechaniker war
immer mein Wunsch-
beruf“, erinnert sich
Göller. ImAutohaus La
Porte, beim damaligen
Firmengründer Her-
mann La Porte, hat er
gelernt. 1957 hat er
die Gesellenprüfung
gemacht. Als Jüngs-
ter kam er ins Team
von „damals 60 Kol-
legen“. „Ich habe
mich mit allen gut verstanden.
Die Tipps der älteren Kollegen
habe ich nie als Bevormundung
gesehen, sondern als Hilfe. Die
Anfangsjahre als Geselle sind
die Fortsetzung der Lehre“, sagt
er. Später hat er viele Weiter-
bildungsveranstaltungen be-
sucht. „Auch samstags und
abends, das ist wichtig, wenn
man am Ball bleiben will. In
unserem Beruf gilt lebenslan-
ges Lernen.“
Die Chemie stimmt
Seit 1971 ist er bei La Porte als
TechnischerAngestellter für die
Abteilung „Gebrauchtwagen“
verantwortlich. „Egal in wel-
cheWerkstatt ich komme, über-
all kenn ich dieMitarbeiter. Das
ist durchaus ein Vorteil“, weiß
er. In seinem eigenen Arbeits-
umfeld hat „immer die Chemie
gestimmt, vomLehrling bis zum
Chef“, sagt Göller. Ein wichti-
ger Grund, warum er nie weg
wollte aus „seinem Betrieb“.
„Der jetzige Geschäftsführer,
Kfz-Mechaniker Bernd Hinkel,
war Stift bei uns. Im Beisein
von Kunden ist er Herr Hinkel,
sonst der Bernd“, lacht Göller.
„Wir kennen uns schon 26 Jah-
re. Da ist Respekt da, Achtung
„Ich gehe immer gern in die Firma. Sie ist mein zweites Zuhau-
se“, erzählt Kfz-Mechaniker Horst Göller aus Neuwied. „Seine
Firma“ ist das Autohaus La Porte in Neuwied. Seit 50 Jahren ist
er dort beschäftigt. Welche Gedanken bewegen den 64-Jähri-
gen, wenn er auf sein Arbeitsleben zurückschaut?
Mit lebenslangem Lernen am
Ball geblieben: Horst Göller.
vor der Reife des Alters. Der
Horst ist wie mein Vater“, be-
stätigt Hinkel.
Lebensmaxime
Göller selbst hat sich nie zum
alten Eisen gezählt. Nur manch-
mal ist ihm die „Musik in der
Werkstatt zu poppig“. „Dann
heißt es: Ach ja, der Opa“,
schmunzelt er. „Mach deineAr-
beit auch mit dem Herzen, rede
nicht über, sondernmit denLeu-
ten. Gehe mit der Zeit, denn
Stillstand treibt zurück, sei auf-
geschlossen gegenüber Neue-
rungen“. Das treibt ihn an, war
über die Jahre sein Motto, ist
sein Rat an die nachfolgende
Generation. Nächstes Jahrewird
Horst Göller 65. „Dann ist Fei-
erabend“ sagt er. „Du kannst
doch nicht ohne Arbeit, du
kommst immer wieder mal vor-
bei“, sagt sein Chef.
„Der Meisterbrief in un-
serem Handwerk ga-
rantiert dem Kunden
Sicherheit.Wir haben
mit Lösungsmitteln und
anderen Gefahren-
stoffen zu tun. Verant-
wortungsloser Umgang
mit diesen Materialien
schließt Schäden für
Gesundheit und Um-
welt nicht aus. Wenn
der Meisterbrief in un-
serem Handwerk nicht
mehr zwingend ist, lei-
det die Qualität der Ar-
beit.“
Malermeister Ottwin
Windheuser, Kettig
sef, der in den
30er Jahren eine
kleine Werkstatt
errichtete und je
nach Auftrags-
lage mit ein oder
zwei Gesellen ar-
beitete. Im 2.
Weltkrieg wurde
dieWerkstatt völ-
lig zerstört und
danach an ande-
rer Stelle wieder
aufgebaut. Inzwi-
schen begann der
heutige Inhaber
seine Malerlehre
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