Handwerk Special Nr. 95 vom 17. September 2003 - page 14

Hässliches Entlein mausert sich zum Schwan
Liebevolle Restaurierung schafft Kleinod
Altenkirchener Markt-Café ist heute ein Schmuckstück
Tischlermeister Thomas
Schneider und Bäckermeister
Detlef Schmidt haben aus
dem Markt-Café in Altenkir-
chen ein Schmuckstück ge-
macht. Das um 1600 erbaute,
älteste Gebäude der Stadt
präsentiert sich nach seiner
Restaurierung mit anschauli-
cher Fachwerkfront und lie-
bevoll ausgestatteten Innen-
räumen. Aus dem hässlichen
Entlein ist ein stolzer Schwan
geworden, der das Gesicht
des Marktplatzes prägt. Doch
das ist erst der Anfang.
Schon bald soll in der ersten
Etage des Gebäudes ein kleines
Heimatmuseumentstehen. „Wir
wollen die Geschichte der Stadt
Altenkirchen, die von zahlrei-
chen Großbränden begleitet
war, aufarbeiten. Altenkirchen
soll ein Stück attraktiver wer-
den“, so Schmidt. Jede freie
Minutewidmet derBäckermeis-
ter der Gestaltung des Muse-
ums. Dabei arbeitet er mit der
Verbandsgemeinde und dem
Kreisarchiv eng zusammen. „Es
ist mühsam, Material zu sam-
meln und zu sichten“, räumt er
ein. Wenn aber das Markt-Café
in Altenkirchen ein Treffpunkt
für Besucher undEinwohner ist,
man sich dort zusammenfindet,
um zu diskutieren, Erinnerun-
gen aufzunehmen oder einfach
nur zu entspannen, ist Schmidt
zufrieden. Dafür lohnt es sich
für ihn, mehr zu tun und viel
Freizeit zu opfern.
Ein Blick zurück
Angefangen hat al-
les damit, dass die
frühere Besitzerin
das alte Markt-
Café inAltenkirchen
verkaufenwollte. Nach
50 Jahren im Familienbe-
sitz fand sich kein Nachfol-
ger und die Kaffeestube stand
vor dem Aus. Tischlermeister
Thomas Schneider hatte Inter-
esse, gemeinsam mit seinem
Freund, Bäckermeister Detlef
Schmidt, „etwas daraus zu ma-
chen“. Erwollte dasMarkt-Café
kaufen, Detlef Schmidt sollte es
führen. Es war schon immer der
Wunsch des 35-jährigen Bä-
ckermeisters, der auch Kondi-
tor ist, ein eigenes Café zu ha-
ben. Nach Abschluss der Meis-
terprüfung arbeitete er überwie-
gend in Großbäckereien. Des-
halb ging er im Dezember 2001
gern auf den Vorschlag seines
Freundes ein.
Restaurieren statt Renovieren
Jede freie Minute steckten die
beiden indieVerschönerung des
Hauses. Schnell stellte sich da-
bei heraus, dass das alte, graue
Gebäude für neuen Zementputz
und Alu-Verglasung eigentlich
viel zu schade war. Denn als
Putz und Platten der altenHaus-
fassade weichen mussten, tra-
ten Lehmgefache und gut erhal-
tenesEichengebälk zuTage. Für
Schneider und Schmidt stand
fest: Hier gilt es, Altes zu be-
wahren. Aus der geplanten Re-
novierung wurde eine Restau-
rierung. Sie holten Lehmbauer
Manfred Fahnert aus Mehren,
Kreis Daun, mit ins Boot. Er
mühte sich, die Lehmgefache
aus dem Innenbereich des Hau-
ses neu zu verwenden. Die Ar-
beitsstundenhabendiedrei Idea-
listen nicht gezählt. „Das Café
war nur kurzzeitig geschlossen.
Die Gäste haben mit sehr viel
Toleranz die Verschönerungs-
arbeiten verfolgt. Bereits imers-
ten Jahr nach Übernahme konn-
te der Umsatz um 35 Prozent
gesteigert werden“, freut sich
Schmidt.
Stilvolles Ambiente
Das Angebot an süßen Köst-
lichkeiten, das Detlef Schmidt
und seine fünf Mitarbeiter in
Backstube, Küche und Service
den Gästen machen, kann sich
ebenfalls sehen lassen. Ausge-
fallene Torten und Eisspezia-
litäten aus eigener Produktion
erfreuen Auge und Gaumen
gleichermaßen. Undwer umdie
Mittagszeit den kleinen Hunger
stillen möchte, wird ebenfalls
bestens bedient. Von Montag
bis Sonntag ist das Team für die
Gäste da. Immer da, immer gut,
heißt das Motto imMarkt-Café.
Ab 1. August verstärkt Lady
Kützelkaln das Team. Die jun-
ge Türkin wird zur Kondito-
reifachverkäuferin ausgebildet.
„Sie hat ein Praktikum bei mir
gemacht, ist fleißig und lern-
willig. Ich freue mich auf die
Zusammenarbeit“, so der Meis-
ter. Mehr über das Markt-Café
und seine „Mannschaft“ im
Internet unter
Gemütliches und stilvolles Ambiente im Café.
17. September 2003
Nr. 95
Handwerkliches
Restaurieren
Das HwK-Zentrum für Re-
staurierung und Denkmal-
pflege in Herrstein bietet re-
gelmäßigFortbildungen zum
handwerklichen Restaurie-
ren an. Fenster und Türen in
der Denkmalpflege sind
ebenso Thema wie Bauen
und Gestalten mit Lehm.
Terminabsprachen und indi-
viduelle Informationen zur
Denkmalpflege:
Tel.: 06785/ 9731-761
Fax: 06785/ 9731-769
E-Mail:
1...,4,5,6,7,8,9,10,11,12,13 15,16,17,18,19,20,21,22,23
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