Handwerk Special Nr. 108 vom 17. Dezember 2005 - page 15

Partner für Schüler, Lehrer, Eltern und Arbeitsagenturen
17. Dezember 2005
Nr. 108
Pädagogische Anlaufstelle der HwK Koblenz feiert 25. Geburtstag
Sie ist auf Bundesebene ein-
malig in ihrer Art. Die Päd-
agogische Anlaufstelle (PA)
der HwK Koblenz feiert am 20.
Dezember 2005 im Beisein des
rheinland-pfälzischen Wirt-
schaftsministers Hans-Arthur
Bauckhage ihr 25-jähriges Ju-
biläum.
Als Nahtstelle zwischen Schule
und Wirtschaft informiert sie
Schüler wie Lehrer aller Schul-
arten über die Berufswelt des
Handwerks. Sie ist Ansprech-
partner für die Betriebe, koordi-
niert den schulischen Teil der
Ausbildungsgänge und ist Part-
ner der Arbeitsagenturen.
Vielfältige Medien für die ver-
schiedenenBereiche derÖffent-
lichkeit wurden von ihr entwi-
ckelt. Dazu gehört der Spicker,
eine viermal im Jahr erschei-
nende Lehrerinformations-
zeitung, die über aktuelle Ent-
wicklungen in Schule, Ausbil-
dung und Beruf rund um das
Handwerk informiert. Zahlrei-
che Anstöße für die Bildungs-
politik gehen von der PA aus.
Die seit 1977 jährlich stattfin-
denden Lehrer-Info-Tage sind
Forum des Gedankenaustau-
sches für alle an der beruflichen
Ausbildung Beteiligten.
Blick zurück
Die berufliche und soziale Inte-
gration Benachteiligter lag der
Pädagogin Ilka Wilbert, Grün-
derin und 20 Jahre Leiterin der
Integration ist ihr Anliegen
PA, beson-
ders amHer-
zen. Sie er-
innert sich,
dass
die
HwK 1980
ein Einglie-
derungspro-
gramm für
junge Ausländer startete. „Mit
30 türkischen Jugendlichen
ohne jegliche Schulbildung und
türkischen Absolventen deut-
scher Grund- undHauptschulen
stellten wir erstmals zwei Klas-
sen zusammen“, berichtet Ilka
Wilbert, die selbst den Unter-
richt erteilte.
Sie erzählt auch von einemviel-
beachteten „Nebenprodukt“ aus
der Arbeit mit ausländischen Ju-
gendlichen. Der 1986 von der
PAgedrehte Film„Kartoffel ge-
gen Kümmel“ wurde in voller
Länge auch im Fernsehen aus-
gestrahlt. Vorangegangen war
bereits der Film „Saban in
Deutschland“. Die PA verstand
es hervorragend, Probleme im
Zusammenleben zwischen
Deutschen und Ausländern auf-
zuarbeiten. Die erfolgreiche
Eingliederung der ausländi-
schen Jugendlichen wäre ohne
„Teamteaching“, der sozialpäd-
agogischen Zusammenarbeit
zwischen Lehrern und Sozial-
pädagogen, nicht möglich ge-
wesen.
Ilka Wilbert hat die Arbeit der
PA in den fünfundzwanzig Jah-
ren ihres Bestehens entschei-
dend ge-
prägt. Ihr
Motto: „Wir
mögen jeden
Teilnehmer
mit seinen
Stärken und
Schwächen,
geben ihn
nicht auf und holen ihn dort ab,
wo er steht“, hat sie an ihren
Nachfolger, Diplom- Ingenieur
(TH) Bernd Hammes, und die
inzwischen 60 Mitarbeiter wei-
tergegeben. Um die Start-
chancen Jugendlicher und jun-
ger Erwachsener mit Lern- und/
oder sozialen Problemen insBe-
rufsleben zu verbessern, führt
die PA gemeinsam mit der
Arbeitsagentur zahlreiche Lehr-
gänge durch. Ziel ist stets die
Übernahme des Teilnehmers in
einen Arbeits- oder Ausbil-
dungsplatz nach einem Jahr.
Starthilfe
Mit einer Quote von fast 80
Prozent liegt die HwK dabei
bundesweit an der Spitze. Ein
solcher Erfolg wird auch da-
durch möglich, weil die Kam-
mer Partner von 18.200 Betrie-
ben im Norden von Rheinland-
Pfalz ist. Entscheidend ist aber
auch, dass sich ein Team von
Ausbildern, Lehrern und Sozi-
alpädagogen individuell umdie-
jenigen kümmert, die der Start-
hilfe bedürfen. In den vergan-
genen fünfundzwanzig Jahren
haben rund 13.000 Teilnehmer
die von der PA angebotenen
Qualifizierungslehrgänge in
Koblenz, BadKreuznach, Herr-
stein, Rheinbrohl, Cochem und
Boppard besucht.
Über 150 Jugendliche waren im
September in denHwK-Berufs-
bildungszentren in einer außer-
betrieblichen Berufsausbildung
(BaE). Die Pädagogische An-
laufstelle übernimmt die Positi-
on des Ausbildungsbetriebes.
Die Lehrlinge werden in den
Werkstätten der HwK praktisch
ausgebildet, besuchen die Be-
rufsschule, werden aber zu-
sätzlich durch Förderunterricht
gestützt. Ziel der BaE ist es, die
Lehrlinge ab demzweiten Lehr-
jahr in eine betriebliche Ausbil-
dung zu vermitteln.
Im September dieses Jahres ha-
ben zwölf Jugendliche im Rah-
men einer geförderten Reha-
maßnahme bei der HwK eine
Fakten zur Pädagogischen Anlaufstelle
Zu den weiteren Angeboten und Aktivitäten der PA über die
Berufsausbildung hinaus gehören:
Schülerzeitungswettbewerbe
Berufsinformationsveranstaltungen
Schülererkundungen / Schülerpraktika
Grundschulfeste, Sekundar-I-Feste
Seit Schuljahresbeginn 2002/03 macht die HwK Koblenz Ganz-
tagsschulen das Angebot, sich mit klaren handwerklich orien-
tierten Projekten zu profilieren. HwK-Ausbildungsmeister ertei-
len derzeit in 12 Klassen nachmittags Unterricht, ein jährlicher
Ganztagsschulen-Wettbewerb wird ausgelobt.
Seit Januar 2005 befinden sich 250 Teilnehmer in berufsvorbe-
reitenden Maßnahmen, die die HwK in Zusammenarbeit mit
ARGEN (Arbeitsgemeinschaften von Sozialämtern und Arbeits-
agenturen) im Kammerbezirk durchführt.
Informationen zu allen Aktivitäten der PA:
Tel.: 0261/ 398-324, Fax: 0261/ 398-989
E-Mail:
Internet:
Ausbildung als Hauswirt-
schaftshelfer und Metallfein-
bearbeiter begonnen. In drei
Ausbildungsjahren erwerben sie
grundlegende Kenntnisse und
Fertigkeiten nach einem indivi-
duell abgestimmten Ausbil-
dungsrahmenplan, der die be-
sonderen Bedingungen behin-
derterMenschenberücksichtigt.
Ausbildungsbegleitende Hilfen
(abH) gehören zum ständigen
Angebot der PA. Aufgabe ist
es, Jugendlichen, deren Ausbil-
dungsziel gefährdet erscheint,
individuelle Förderung zu ge-
ben. In kleinen Gruppen wird
beispielsweiseBerufsschulstoff
aufgearbeitet und Unterricht in
für die Ausbildung relevanten
Fächern erteilt. Seit 2003 bietet
die Kammer die abH auch in
Cochem und Boppard an.
Ausbildungsberatung
Zur Pädagogischen Anlaufstel-
le gehört auch die fünfzehnköp-
fige Ausbildungsberatung. Ihre
Mitarbeiter betreuen die 14.000
ausbildungsberechtigten unter
den Handwerksbetrieben im
Kammerbezirk. Sie kommen
rund 1.000 Mal pro Monat in
Betriebe, sprechen mit Lehrlin-
gen oder besuchen die Schulen.
Sie stehen bei betrieblichen oder
persönlichen Problemen rund
um die Uhr zur Verfügung. Mit
dem rollenden HwK-Infomobil
sind sie in Schulen und auf
Großveranstaltungen mit Infor-
mationen über Ausbildungs-
möglichkeiten im Handwerk
präsent.
DieAusbildungsberater pflegen
Kontakt zu Berufsschullehrern
und zu den Berufsberatern der
Arbeitsagenturen Sie arbeiten
eng mit den Lehrlingswarten,
den Beratern der Innungen und
den Prüfungsausschüssen der
Kreishandwerkerschaften zu-
sammen. Wichtigstes Anliegen
ist es jedoch, dass sich alle an
der Lehre Beteiligten an den
Rechten und Pflichten zur Be-
rufsausbildung orientieren.
Blick nach vorn
„Aufgabe der PA, die als selbst-
ständiger Bereich der Kammer
installiert ist,wirdes immer sein,
die Begeisterungsfähigkeit bei
den jungenLeuten für dasHand-
werk zu entfachen. Zu unseren
Aufgaben gehört aber auch, die
Betriebe zu motivieren, auszu-
bilden und damit Fachkräfte von
morgen heranzubilden“, betont
Bernd Hammes.
Ilka Wilbert
Bernd Hammes
1989: Erste PCs erobern die
Schülerzeitungswettbewerbe.
2001: Meister-Minister
beim Sek-I-Fest.
Arbeitserprobungen, Schülererkundungen und -praktika
führen den Nachwuchs an das Handwerk heran.
1983: Die Leiterin der noch jungen PA, Ilka Wilbert,
erteilt türkischen Jugendlichen Deutschunterricht.
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